Wandern in Neuseeland gehört sowohl für Touristen als auch Locals zur Kiwi Experience. Und auch wir sind begeistert vom Wandern in Neuseeland – unter anderem auf dem Queen Charlotte Track & dem Abel Tasman Coast Track.
The Walking Wounded
Picton, Blenheim, Nelson, Abel Tasman NP – Neuseeland
8. – 16. Oktober 2011
Kaum haben wir die Südinsel Neuseelands betreten, buchen wir im Infocenter in Picton Transport und Campingplätze für den über 70 km langen Queen Charlotte Track. Schon am nächsten Tag soll es losgehen. Da Picton wegen der Fährverbindungen stark frequentiert ist, dauert es etwas länger als sonst, bis wir einen „geduldeten“ Übernachtungsplatz an der Governor’s Bay gefunden haben. Wir packen unsere sieben Sachen fürs dreitägige Wandern in Neuseeland und werden von Skipper Julian zum Startpunkt Ship Cove geschippert.
Wandern in Neuseeland – Queen Charlotte Track (70km)
Auf der rund einstündigen Fahrt durch den wunderschönen Marlborough Sound sehen wir einige Pinguine und ganz viele Bottlenose-Delphine. Die Flipper haben ihren Spaß daran, im Kielwasser zu schwimmen und sich immer wieder in die Luft zu katapultieren. Uns vergeht der Spaß allerdings schnell, denn der anspruchsvolle Hike beginnt gleich mit einem ordentlichen Anstieg. Das Gute: Wir haben nur Tagesrucksäcke dabei, unsere Campingausrüstung wird zu den jeweiligen Schlafplätzen gebracht. Auf der 27 km langen Tagesetappe laufen wir durch von Wäldern gesäumte Wege entlang der Küsten, passieren tolle Aussichtspunkte und bestaunen die zum Teil einsamen, zum Teil luxuriösen Wochenendhäuser der Kiwis – Helikopterlandeplatz inklusive. Außerdem machen wir Bekanntschaft mit Wekas, einem flugunfähigen Vogel mit kurzen, stämmigen Beinen, die uns auf den malerischen Pfaden begleiten. Wie vereinbart wartet in Camp Bay unser Gepäck auf uns. Das klappt schon mal. Vor lauter Erschöpfung und Kälte fallen wir fast direkt ins Zelt.
Auch für den zweiten Tag haben wir uns Einiges vorgenommen. Die 25 km führen über die Hügel nach Cowshed Bay. Die letzten Meter bis zum Campingplatz schleichen wir nur noch. Jeder Muskel tut weh, das Gehirn ist ausgeschaltet, nur die Füße machen noch mit. Irgendwie… Unterhalten werden wir dafür beim Zeltaufbau von – mal wieder – Wekas und einer Entenfamilie. Als sich ein Miniküken in unser Schlafgemach verirrt, ist das Geschnatter groß. Ein älterer Camper warnt uns noch vor einem Unwetter, so dass wir versuchen, das Zelt möglichst geschützt aufzubauen. Doch keine Chance. Nachts kommt’s ohne Gnade. Sturmböen wehen uns fast weg, Regen setzt die Wiese und unser Zelt unter Wasser.
Auch morgens sieht es nicht besser aus. Doch wir wollen weiter, wollen den Track beenden. Wir packen alles nass zusammen und machen uns auf die letzten 20 Kilometer. Schnell sind wir klatschnass, dafür pushen wir den Torea Saddle hoch. Erst kurz vor dem Ende legen wir eine verdiente Pause ein. Wir lassen uns von der mittlerweile erschienenen Sonne trocknen, die letzten drei Kilometer zum Pick-Up-Point in Anakiwa sind ein Klacks. Wir sehnen uns nach einer Dusche und düsen nach Blenheim durch, wo wir noch schwimmen gehen, bevor wir uns Bier und Schokokuchen gönnen. Mit Chucq wiedervereint geht es durch Neuseelands Hotspot in Sachen Traubenveredelung: Wir cruisen durch die Marlborough Wine Region und legen bei den Gütern St. Claire und Hunter’s Stops an den Cellar Doors zum Winetasting ein, um uns vom Wandern in Neuseeland zu erholen. Unsere Favoriten: Pinot Gris (Vera) und der hiesige Gewürztraminer (Henning).
Wandern in Neuseeland – Abel Tasman Coast Track (50km)
An einer Rest Area in der Nähe von Nelson lassen wir unser durchnässtes Equipment sonnenbaden, bevor wir uns im Infocenter Infos zum nächsten Trek besorgen. Geplant ist der 50 km lange Abel Tasman Coast Walk, von denen wir aber „nur“ 40 von Süden nach Norden laufen wollen. Die Wanderung im kleinsten Nationalpark Neuseelands ist vergleichsweise „einfach“, aber landschaftlich wieder einmal schön. Mittags steuern wir Anchorage Bay an, in der sogar ein schwimmendes Hostel vor Anker liegt. Unser Ziel für den ersten Tag ist der Campingplatz in der Torrent Bay. Zwei mehrtägige Wanderungen sind wohl doch ein bisschen viel – Henning fängt sich dank nasser Wandersocken mehrere dicke Blutblasen ein. Am nächsten Morgen lassen wir es locker angehen. Nachmittags steht eine gezeitenabhängige Überquerung an, die erst ab 15 Uhr möglich ist – wir sind schon mittags da. Von unserem Nachtlager in Awaroa blicken wir auf eine Meerespassage, die wir am Abschlusstag früh um 6.30 Uhr durchqueren müssen. Es ist noch frisch und die Wasserläufe sind eiskalt. Sand verfängt sich in Hennings aufgegangenen Blasen, das mehrere Zentimeter große rohe Fleisch wird notdürftig bandagiert, Zähne zusammengebissen und weiter geht’s, denn: wir haben unser Ziel vor Augen. Bis zum riesigen Campingplatz in Totaranui ist es nur noch knapp über eine Stunde. Wir trocknen unsere Sachen, frühstücken und warten aufs Boot. Zurück im Camper, machen wir uns schnell auf den Weg zurück nach Nelson und in die Fan-Zone, in der wir das Rugby-WM-Halbfinale erleben. Dort sorgt Piri Weepu im Spiel gegen die chancenlosen Wallabies nahezu im Alleingang für den Finaleinzug der All Blacks.