Für Fans härterer Musik gibt es auch Rockkonzerte in Thailand. Wir waren beim Silverlake Music Fesitval in der Nähe von Pattaya mit Anti-Flag und Incubus.
Welcome To Bangkok
Bangkok, Pattaya – Thailand
23. – 29. Januar 2012
Willkommen zurück in der zivilisierten Welt! Schon am riesigen Flughafen Suvarnabhumi wirkt alles entspannt und zivilisiert. Die Taxifahrt in die Shanti Lodge im Stadtteil Thewes genießen wir regelrecht – kein Gehupe, kein Staub, an einer roten Ampel wird gehalten, nie sind wir einem Unfall nah. Im Shanti fühlen wir uns gleich wohl: Sauberes Zimmer, gemütlicher Außenbereich, entspannte Atmosphäre, funktionierendes Wifi. Wir vertilgen die erste Portion Pad Thai und schlürfen SevenEleven-Eiskaffee. Großartig! Den restlichen Tag vergammeln wir mehr oder weniger. Eine wichtige Aufgabe haben wir aber noch zu erledigen: Der Travel Agency nebenan vertrauen wir unsere Pässe fürs Myanmar-Visum an.
Mit dem Boot fahren wir am nächsten Tag die zwei Stationen bis nach Banglamphu. Nach einem Spaziergang durchs Viertel und über die Khao San Road steht Tempel-Sightseeing auf dem Programm. Wir erklimmen den ebenso beeindruckenden wie steilen Wat Arun und bestaunen den 43 Meter langen Goldenen Buddha im Wat Pho. Den Abend verquatschen wir im Shanti bei kühlem Chang-Bier mit netten Backpackern, die gerade erst aus Myanmar wiedergekehrt sind und uns hilfreiche Tipps für unser nächstes Reiseziel geben. Der nächste Tag fällt im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Immer wieder kommt es sinnflutartig von oben, dabei ist doch eigentlich gar keine Wet Season.
Hier kriegst Du in Bangkok Dollar für Myanmar
Die Vorbereitungen für Myanmar entpuppen sich als stressig. Für die kopierte Version der neuesten Auflage des Lonely Planets (ältere Guidebooks bringen für dieses Land im rasend schnellen Wechsel wenig) verlangen die Händler Original-Preise. Des Weiteren MUSS (!!!) man im Besitz niegelnagelneuer Dollar-Noten ohne Risse, Knicke, Bemalung, etc. sein, denn nur diese kann man auf dem burmesischen Schwarzmarkt in die lokale Währung Kyat umtauschen. Es gibt im ganzen Land keinen einzigen Geldautomaten für ausländische Kreditkarten, also muss das Budget genauestens geplant sein. Die Wechselstuben auf der Khao San Road schütteln jedoch mit dem Kopf, sobald man das Wort Myanmar fallen lässt und wir werden von einem zum anderen geschickt. Erst die Mini-Filiale der Bangkok Bank ruft in der Zentrale (109 Samsen Rd, Sampraya, Tel.: 02281-3536) an und kommt mit positiven Nachrichten. Man gibt uns einen Termin für den nächsten Morgen.
Und tatsächlich geht der Dollar-Deal erfolgreich über die Bühne. Danach statten wir König Bumibhol einen Besuch in seinem Palast an. Wer langes Anstehen vermeiden will, sollte sich körperbedeckende Kleidung in den Rucksack packen (Frauen keine Shorts, egal wie lang/kurz sie nach westlichen Verhältnissen sind, Kerle bitte nicht im Wifebeater auftauchen). Als wir abends im Shanti Kontaktdaten mit den Myanmar-erfahrenen Travellern austauschen wollen, wissen die beiden bereits, wer wir sind. Frank aka Karoshi (Herrscher über Weltreise-Info, Vera ist seit Jahren treue Userin dieser genialen Anlaufstelle für Traveller) war bei unseren Gesprächen hellhörig geworden und hatte schnell in seiner Datenbank nach uns geforstet. Von der Travel Agency bekommen wir unsere 28-Tage-Myanmar-Visa überreicht. Mit dem Bus fahren wir noch mal nach Banglamphu und lassen uns an unserem Lieblingsstraßenstand Red und Green Curry schmecken.
Rockkonzerte in Thaialnd – das Silverlake Festival mit Anti-Flag & Incubus
Mit dem Bus geht es nach Pattaya, denn wir sind endlich mal wieder im Einsatz für GETADDICTED, denn es gibt auch Rockkonzerte in Thailand. Anti-Flag spielen zum ersten Mal in Asien und dank Mr. Sideonedummy Records Germany Mirko lädt uns die Band ein, Ihre Gäste für den Tag zu sein.
Wäre es nicht um des Silverlake Festivals willen – keinen einzigen Fuß sollte man nach Pattaya setzen. Jedes Sextourismus-Klischee über diese Stadt stimmt! Der Vorabend des Konzertes endet mit abschreckenden Bildern von fetten Mittfünfzigern in Begleitung von Thaiboys. Das Festivalgelände auf dem Areal der Silverlake Winery hingegen bildet einen malerisch gelegenen Kontrast mit Weinbergen und Seen.
Booker Jockey veranstletet Rockkonzerte in Thailand
Am Press Counter hat man sträflicherweise noch nie etwas von GETADDICTED gehört, aber der hilfsbereite und bemühte Pee nimmt per Telefon zu Mr. Rung, AFs Thai-Manager, Kontakt auf und entschuldigt sich, dass die All-Access-Pässe leider im Bandbus lägen. Der ist aber gerade erst vom Hotel losgefahren, also vertreiben wir uns die Zeit mit dem Bestaunen tätowierter Thai-Punks und gestylter Thai-Rockergirls. Wir machen Bekanntschaft mit Booker Jockey, der sich vorgenommen hat, mit internationalen Rockbands den Asia-Markt zu erobern. Anti-Flags Tour geht auf seine Kappe, A Day To Remember, The Black Dahlia Murder und die stets leicht bekömmlichen Dillinger Escape Plan hat er in den letzten Jahren bereits nach Asien geholt. Interessanter Typ.
Als Entschädigung für die lange Warterei fährt uns der AF-Bus direkt hinter die Bühne. Dort begrüßen uns Justin#2 und Drummer Pat Thetic freundlich beim Soundcheck. Die Jungs sind ausnahmsweise ohne jedwede Crew unterwegs und freuen sich trotz Jetlags über Abwechslung und Menschen, die Englisch sprechen können. Trotz teilweise urkomischer Language-Barrier (zumindestens für Außenstehende, der Incubus-Stagemanager wirkt da eher skeptisch und leicht hilflos) scheint die Soundcrew alles im Griff zu haben. Überhaupt kann sich die Premiere des Silverlake Festival wirklich sehen lassen. Die Organisation klappt hervorragend (bis auf unsere Pässe…) und der Unterschied zu europäischen Festivals ist minimal. Man flaniert entlang von Krimskrams-Fressbuden und wartet in Gruppen sitzend auf die Lieblingsband. Auf dem Gelände drehen McDonald’s Verkäufer ihre Runden, Mädels mit selbstgebauten Elektro-Glitzer-Schildern bejubeln Thai-Rockbands auf einer zweiten, kleineren Bühne. Unter den mehreren tausend Besuchern des ersten World-Music-Festivals sind auch einige Urlauber zu finden.
Anti-Flag haben sich mit ihren Alben trotz fehlender Livepräsenz eine beachtliche Fanbase erspielt, bei den ersten Tönen stürmen Massen in Richtung Bühne und schnell entwickeln sich Thai-Pogo und Fingerpointing. Außerdem ist man unglaublich textsicher. Wort für Wort werden Hits wie „Turncoat“ oder „One Trillion Dollars“ mitgesungen, da könnte Justin Sane problemlos einen Blackout haben. Der ereilt ihn aber leider genau in dem Moment, als er sich wie vorher einstudiert auf Thai bedanken will. Wir fungieren als Souffleuse und die Massen jubeln. Rockkonzerte in Thailand gehen ganz schön ab.
Trotz Müdigkeit knallen AF gutgelaunt durch ihre 45-Minuten inklusive einer in Asien immer gut ankommenden Coverversion. The Clash müssen mit „Should I Stay Or Should I Go“ herhalten. Als Höhepunkt lässt es sich Pat zum Abschluss nicht nehmen, Bass Drum, Snare und Hi-Hat (was braucht man als Punk-Drummer mehr?) in den ersten Reihen aufzubauen, und inmitten des ausrastenden Publikums zu spielen, bevor der durchgeschwitzte Schlagzeuger den größten seiner ebenso schweißnassen Fans in die Arme fällt. „That was pretty awesome, wasn’t it?” fragt uns Justin nach der Show. Indeed! Thailand loves Anti-Flag & Anti-Flag loves Thailand!!!
Die Thai-Teens kommen selten in Berührung mit westlicher Livemusik, Rockkonzerte in Thailand sind eher selten, so wird dann auch der doch eher lahme Auftritt von Owl City wird frenetisch bejubelt, „Fireflies“ singt wirklich jeder mit. Seether covern Nirvanas „Heart-shaped box“ und liefern einen soliden Auftritt ab, der aber eher gleichmütig aufgenommen wird.
Wir verziehen uns ins auf Minusgrade heruntertemperierte Cateringzelt und genießen die volle Aufmerksamkeit der exquisiten Thai-Köche. Einem Großteil der Bands ist das Essen zu scharf und man beschränkt sich aufs vorbestellte Nudelgericht. Der Verdauungsspaziergang lässt uns einen kurzen Abstecher zur kleinen Bühne machen, wo „Franco“ gar nicht mal verkehrt irgendwo zwischen Arctic Monkeys und The Hives rocken. Einige unaufgefordert nachgefüllte, eiskalte Chang-Bier später warten wir auf den Auftritt von Incubus. Booker Jockey erzählt uns, dass die Kalifornier eine Riesen-Fanbase haben und Leute aus allen Teilen des Landes nach Pattaya gekommen sind, um ihre Lieblinge zu sehen. Wir hoffen auf ein Best-Of-Festivalset mit möglichst wenigen Songs vom wirklich zum abgewöhnenden Letztwerk „If Not Now, When“. Und niemand wird enttäuscht. Die Amis legen gleich mit „Megalomaniac“ und „Pardon Me“ los. Die Fans kennen – natürlich! – jedes Wort. Frontmann Brandon Boyd ist sichtlich gerührt, bedankt sich immer wieder auf Thai und verneigt sich dabei. Als er sein Shirt vom Leib reißt, rasten die als zurückhaltend geltenden Thailänderinnen komplett aus. 100 Minuten lang setzen Incubus auf eine Setlist aus alten und neuen Songs, die nicht viele Wünsche übrig lässt. „Drive“, „Wish You Were Here“ und „A Certain Shade of Green“ schicken einen in die schwüle, thailändische Nacht.
Die selbige wird kurz und wir stehen früh auf, es geht mit dem Bus (die Travel Agencies in Pattaya bieten einem ausschließlich überteuerte Transfers an, doch bei Bell Travel Service unter Tel.-Nr. 038-3700556 geht’s problemlos und entscheidend billiger) zum Bangkok Airport. Von dort werden noch schnell die geschossenen Fotos in die Heimat geschickt und schon fliegt uns Air Asia nach Yangon, Myanmar.