Mit dem Campervan macht das Reisen in Neuseeland noch mehr Spaß. Besonders, weil man oft kostenlos an tollen Plätzen stehen kann. Wir haben eine Liste mit allen unseren kostenlosen Campingplätzen für Eure Reisen in Neuseeland zusammengestellt.
Home From Home: Neuseeland
14. September – 11. November 2011
Über 18.350 Kilometer ist Aotearoa, das Land der langen, weißen Wolke von Deutschland entfernt. So weit weg – und doch ist es so einfach, sich heimisch, wohl und ungestört zu fühlen. Neuseeland beheimatet auf seinen zwei Hauptinseln gerade einmal vier Millionen Einwohner und ein Großteil von ihnen tummelt sich rund um Auckland.
Wie Nachbar Australien ist auch das Kiwiland wie gemacht für einen Campingtrip. Die Kiwis (nicht zu verwechseln mit der grünen Frucht oder dem flugunfähigen Nationalvogel) wachsen in einem Outdoor-Lebensstil auf und sind mindestens ebenso nett, aufgeschlossen, relaxed und hilfsbereit wie die Aussies. Leider sind auch die Preise Down-Under-Style gesalzen. Hinzu kommt, dass wir ausgerechnet zur Zeit der Rugby-WM in Neuseeland reisen. Als Deutsche (wir sind immerhin 26. der Rugby-Weltrangliste….) weiß man das im Vorfeld natürlich nicht – muss aber die hohen Camperpreise blechen. Long story short: Aufs Reisen in Neuseeland verzichten wollten wir auch nicht, schließlich wird überall von der Schönheit des Landes geschwärmt. Also beißen wir in den sauren Apfel.
Wir kommen kurz nach der Eröffnung der WM an und erleben die Euphorie hautnah bis zum Ende mit. Regelrechte Camperflotten aus Frankreich, Wales, Australien und Südafrika fahren Stoßstange an Stoßstange über die Nordinsel, auf der die meisten Spiele ausgetragen werden, und reisen in Neuseeland. Der Finalsieg der Kiwis gegen Erzrivale Frankreich (schlimme, schlimme Rugby-Vorgeschichte – Rijkaard/Völler-mäßig) kam einem deutschen Triumph bei einer Fußball-WM gleich – nur um die Dimensionen der Rugby-Verrücktheit zu verdeutlichen.
Mit Chucq, unserem Explore More-Campervan, reißen wir fast 10.000 Kilometer in acht Wochen ab. Wie in OZ campen wir fast ausschließlich wild. Vor ein paar Jahren noch ein leichtes, weil legales, sogar erwünschtes Unterfangen, stechen einem mittlerweile (aus Angst vor den Rugby-Touri-Horden?) überall neue „No-Camping“- und „100-500 Dollar-Penalty“-Schilder ins Auge. Wir erfahren, dass es Überlegungen gibt, freedom camping ganz abzuschaffen. Somit blieben nur noch die Rastplätze zum kostenlosen Schlafen. Eigentlich braucht man zum legalen Wildcampen auch eine mobile chemische Toilette. Teilweise wird es nachgeprüft, wir hatten keine – und wurden auch nicht kontrolliert. Wir haben Leute getroffen, die sich einfach ein Porter-Potty im Campinggeschäft für 30 Euro gekauft haben. Für den Fall der Fälle. Trotzdem schaffen wir es bis zum Ende, nicht einmal auf einen kommerziellen und sehr teuren Campingplatz ausweichen zu müssen. Wir bezahlen nur, wenn wir ans Department of Conservation abdrücken müssen (von 5 Dollar/Platz bis 7 Dollar/Person – also bezahlbar).
Reisen in Neuseeland – unsere Liste mit kostenlosen Campingplätzen
Eine Liste mit unseren kostenlosen Stellplätzen (ohne Gewähr und Verantwortung für Strafen, Ausweisungen, etc.) könnt Ihr HIER downloaden! Und bitte denkt beim Wildcampen an die Umwelt, z.B. nehmt all Euren Müll mit! // Download our personal Freedom-Camping-Spots in New Zealand HERE. We absolutely deny any responsibility for following fines, imprisonment, and so forth. But maybe this helps. And please camp responsibly!
An Linksverkehr sind wir zwar mittlerweile mehr als gewöhnt, aber NZ hat eine sehr, sehr, sehr obskure und unlogische Regelung bezüglich Vorfahrt beim Rechts-Links-Abbiegen. Trotz Linksverkehr gilt in Neuseeland die Verkehrsregel ‘Rechts vor Links’. Das von rechts kommende Fahrzeug hat bei unausgeschilderten Straßenkreuzungen Vorfahrt. Passt auf, es kann jemand in Euch reinrauschen und es ist verdammt noch mal Eure Schuld. Wir haben eine Handvoll Crashes nur per Glück und Kiwi-Nachsicht verhindern können.
Würden wir noch mal nach Neuseeland fahren, würden wir sicherlich eine andere Reisezeit wählen. Auch wenn sich die Regentage in Grenzen hielten, waren die Temperaturen doch meistens recht frisch. Durch den extremen Winter mit viel Schnee konnten wir einige der geplanten Wanderungen wie Kepler, Routeburn und das Tongariro Alpine Crossing auch im November (Spätfrühling) noch nicht machen.
Wer sicher gehen will, dass die Wege geöffnet und die Tourihorden schon wieder abgereist sind, sollte im März/April hinfliegen. Dann sind auch die Camperpreise wieder bezahlbarer. Außerdem lohnt es sich, einen Blick in die vielen Touri-Werbemagazine zu werfen, die an Flughäfen und in den I-Sites (Informationszentren) ausliegen. Mit den Coupons lassen sich bei Touren, für die Nord-Südinsel-Fähre und für viele Attraktionen einige Dollar sparen.
Als Tierfans (Faunatiker?) kamen wir – vor allem auf der Südinsel – voll auf unsere Kosten: Seelöwen, Robben, seltene Pinguinen, Delfine, Wekas, Keas (die frechen Bergpapageien waren unsere absoluten Lieblinge) und natürlich ganz dem Klischee entsprechend Millionen von Schafen und Lämmern. Landschaftlich ist Neuseeland eine Augenweide und einfach nur schön. Bei den kilometerlangen Stränden, unzähligen Seen sowie gigantischen Bergketten und Gletschern kommt man aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Ein dicker Kontrastpunkt zu Australiens Wallabies, Koalas und Tonnen von rotem Outback-Staub.
Die beiden Länder werden eh zu Unrecht oft in einem Atemzug genannt. Österreich ist ja auch nicht Deutschland. Das Kiwi-English (jeder E-Laut wird zum I) klingt lustig, die Rest Area wird zur Rist Area, unser Patenkind heißt hier Imma. Woolworth nennt sich Countdown. Eingekauft haben wir eh lieber und günstiger im New World und Pak’n’Save.
Ein bewundernswerter Aspekt ist die Selbstverständlichkeit, mit der Islanders und Kiwis mit europäischem Family-Background zusammenleben. Man ist stolz auf die Maori-Kultur, macht aber kein großes Tam-Tam mit Political Correctness-Attitüde, sie ist einfach fester Bestandteil des daily life, und es wird nicht in Einwanderer-Ureinwohner-Kategorien unterschieden. Eine weitere Gemeinsamkeit haben NZ & OZ doch: die lückenhafte und relativ teure Internet- und Mobilfunk-Abdeckung. Aber wenn wir nicht gerade in den Tiefen eines Nationalparks verschwunden waren, konnten wir mit unserem Vodafone-Stick beim Reisen in Neuseeland doch mehr oder minder zuverlässig am WWW-Weltgeschehen teilhaben.
Auch wenn unser Budget anders darüber denken wird, wir sind NZ-Fans! Nicht zuletzt dank „The Rock“, dem wahrscheinlich besten FM-Rocksender der Welt. Oder der entspannten Hilfsbereitschaft der Locals, die uns ein paar Mal aus der Patsche halfen (Auto-Batterie leer, der heckangetriebene Chuck steht mit den Hinterrädern in der Luft). Die tolle Info-Infrastruktur für Touristen dank I-Sites und DOC ist vorbildlich. Die Straßenrand-Stände mit köstlichen Avocados und billigem Obst sind ein toller Supermarkt-Ersatz. Die frechen Keas besser als jede Sitcom. Die Liste an Aktivitäten sowohl für Adrenalinjunkies als auch Ruhige-Kugelschieber ist beim Reisen in Neuseeland grenzenlos. NZ is imizin’!