Puerto Madryn, Argentinien // 22. – 25. Februar 2011
Unsere Buscompany Andesmar gestaltet die 18 Stunden zwischen Buenos Aires und Puerto Madryn äußerst kurzweilig. Wir erwischen die begehrten Plätze vorne im oberen Stockwerk des Doppeldeckers (lederne Schlafsessel, Kopfkissen, Decken sowie Panoramafenster) und bereits nach wenigen Minuten wird Wein serviert. Dazu gibt es alle paar Stunden eine Mahlzeit (mal meht, mal weniger vegetarisch) sowie einen Rundumschlag in Sachen Hollywood (von Animation über Tränendrüse bis Gemetzel). Krönung ist jedoch zweifelsohne die Partie Bingo. Die wenigen Mitreisenden streichen fleißig Zahlen ab, die der Busbegleiter per Mikro auf Spanisch ansagt, immerhin geht es um ne Buddel Roten. Wir scheitern knapp am Treppchen, aber werden diese Art der Reisegestaltung bei Heimkehr definitiv für den Regionalexpress vorschlagen.
Gemeinsam mit zwei Belgierinnen sowie einer Französin geht es aufgrund Regens per Taxi zum Hostel, die umgerechnet 2 Euro für die Fahrt werden uns sogar ausgegeben. Das kühle, ungemütliche Wetter ist genauso wie Puerto Madryn selbst, der Ort fungiert mehr als Start/Endpunkt für Touren in die Nationalparks im Norden Patagoniens.
Am Mittwoch werden wir um 7.30 von unserem Hostel (Chepatagonia, geführt von Maru & Gabriel sowie deren beiden Zwerginnen) abgeholt. Per Minibus kutschieren uns Guide Mauricio (in Wirklichkeit Olli Schulz, der vor all den schmachtenden Groupies in Deutschland geflohen ist) & Fahrer Eduardo erst einmal drei Stunden südwärts. Unsere geplante Delphin-Bootstour wird aufgrund des immer noch stürmischen Wetters abgesagt, also geht es direkt in Richtung Punta Tombo, der größten Magellanpinguinkolonie der Welt. Mit großem Gekrächze werden wir bereits am Parkplatz von einigen außerhalb lebenden Watschlern begrüßt, hinter der ersten Düne gelangt man ins Wohnzimmer von Skipper, Private & Co. Die Pinguine erweisen sich als arglos & neugierig und scheinen am Besuch ebensoviel Spaß zu haben wie wir. Lieblingsbeschäftigung für sie scheint zu sein, einen Spaziergang quer über den Besucherpfad anzutäuschen, so dass die Homo Sapiens stehen bleiben und die Videofunktionen der Kameras aktivieren. Dann wird kurzerhand kehrt gemacht und zurück ins Höhlennest gerannt. Unter die Frackträger haben sich auch einige Guanaco gemischt; der Plan der patagonischen Lamas, hier nicht aufzufallen, scheitert kläglich.
Der Rückweg führt uns nach Gaiman, was kein Schwulendörfchen, sondern eine alte keltische Siedlung ist. Zu sehen ist hier aber auch nicht wirklich viel, so dass sich die Truppe geschlossen bei Café cortado aufwärmt.
Zurück in Puerto Madryn freuen wir uns über die dringend benötigte frische Wäsche (3-4 kg gewaschen und gebügelt für 5€) und bemitleiden Juan, der zum Tauchen aus Buenos Aires angereist war, aber dem aufgrund des schlechten Wetters seit vier Tagen die Decke auf den Kopf fällt. Gemeinsam verfolgen wir bei Quilmes Stout (Schwarzbier, malzig, gut) die 3:0-Klatsche für unser südamerikanisches Lieblingsteam Peñarol in der Copa Libertadores.
Auch am nächsten Tag klingelt der Wecker früh und wieder ist es Olli Schulz, der uns die Penínsular Valdés näher bringen will. Auch die Touritruppe ist recht deckungsgleich mit dem Vortag, einzig und allein der sonnengebräunte Orlando ist neu am Bord. Neben seiner Tätigkeit als Busfahrer gelten das Flirten mit den Ladies und das fanatische Runterkühlen des Busses auf gefühlte 10°C zu seinen großen Hobbies. Letzteres wird uns in den darauffolgenden Tagen eine laufende Nase bescheren. Erster Stop auf der Halbinsel ist das Museum des Nationalparks, was außer einem riesigen Walskelett und sauberen Toiletten nicht viel zu bieten hat. Weiter geht’s nach Punta Delgado, wo sich (im Vergleich zum Vortag wenige) Pinguine und ein einsamer Seeelefant die Küste teilen. Mehr los ist am Punta Norte. Beim Aussteigen werden wir direkt von einer Horde Armadillos (Gürteltiere) auf Picknickkorb-Jagd in Empfang genommen. Wir schütteln die gepanzerten Vielfraße ab und lassen uns auf der Düne nieder, um Seelöwen und Robben zu beobachten. Zu Hunderten liegen die speckigen Pelzträger aufeinandergestapelt am Strand und bölken unaufhörlich, nur einige wenige begeben sich auf Futterjagd im Meer. Die Jungtiere entdecken ihren Spaß am Herumtollen, so dass das Männchen der Herde immer wieder mit der Faust auf den Tisch/Flosse auf den Sand hauen muss.
Die schwimmende Attraktion des Nationalparks zeigt sich an diesem Tag leider nicht. Ab und zu lassen sich in Punta Norte Orcas (in Argentinien zu den Delphinen und nicht zu den Walen gezählt) bei ihrer Jagd auf Robben (See-, nicht Arjen) beobachten. In Puerto Pirámides nehmen wir ein abschließendes Sonnenbad auf den Klippen, bevor es zurück Richtung Puerto Madryn geht.