Northland, Auckland, Coromandel Peninsula, Neuseeland // 14. – 23. September 2011
Kia Ora aus Aotearoa, dem Land der langen weißen Wolke! Um 23 Uhr landen wir in Auckland und suchen uns nach erfolgreicher Einreise ein ruhiges Plätzchen am Flughafen, um dort die Nacht zu verbringen. Wegen der Rugby-WM sind die Preise für Übernachtungen in astronomische Höhen geschossen und auch bei Couchsurfing scheint jeder Kiwi bereits Gäste zu haben. Wir sind nicht die einzigen Übernachtungsgäste. Überall auf den Bänken liegen Menschen, die Schlange an den Fastfood-Butzen hält sich auch über Nacht konstant. Wir vertreiben uns die Zeit mit einem Mix aus Serien und Rugby-WM-Zusammenfassungen und sind froh, als uns unser Camper-Vermieter um 8 Uhr morgens abholt. Nach kleineren Schwierigkeiten mit unseren Kreditkarten (die Kaution wird abgebucht, man unterschreibt nicht nur einen I.O.U. für den Fall des Falles, das gab unser Tageslimit aber nicht mehr her) nehmen wir Camper Nummer 3 von Explore More entgegen. Das Kennzeichen verrät uns: Ich heiße Chucq. Der Gute hat zwar schon 265.000 Kilometer auf dem Buckel, wirkt aber zuverlässig. Mit unseren Rest-Dollars für den Tag kaufen wir ein paar Lebensmittel und verlassen die Kiwi-Metropole in Richtung Norden. Eigentlich sind wir so müde, dass wir nur noch schlafen wollen. Doch die Suche nach einem kostenlosen Stellplatz erweist sich schwieriger als in Australien. Wir parken unseren Camper schließlich in Marsden in einer ruhigen Wohngegend und sind froh, dass uns niemand verscheucht. Zu allem Überfluss leckt die Gasflasche, so dass wir nicht kochen können. Nach 38 Stunden ohne Schlaf fallen wir endlich ins Bett.
Am nächsten Morgen decken wir uns in Whangarei im Pak’n’Save mit Lebensmitteln ein (vor allem Obst und Gemüse – endlich wieder bezahlbar!), kaufen einen Internetstick, den Lonely Planet NZ und lassen die Gasflasche reparieren. Der Roadtrip kann beginnen! Da Chucq leider keine Anschlüsse für iPod und Co. besitzt, freuen wir uns umso mehr über The Rock FM. Der Sender spielt rund um die Uhr mehr als nur erträgliche Musik, auch wenn Dave Grohl sich an diesem Sender dumm und dämlich verdienen dürfte: mindestens einmal stündlich laufen die Foos oder Nirvana. Wir steuern zuerst die Bay of Islands an, von der wir uns ehrlich gesagt mehr versprochen haben. Danach geht es weiter zum bedeutungsvollen Cape Reinga. Hier landeten einst die ersten Islander mit ihren Wakas im Land der langen weißen Wolke. Auf dem Weg dorthin erklimmen wir bei strahlendem Sonnenschein die Te Paki-Sanddünen, bevor wir uns zum Leuchtturm an der Nordspitze Neuseelands aufmachen. An der Westküste fahren wir auf dem Weg zurück nach Auckland durch Kauriwälder und an schwarzen Stränden vorbei. Nach einem Übernachtungsstopp auf dem Parkplatz des Scandrett Regional Parks (erlaubt!) bei strömendem Regen kehren wir in die windige „City of Sails“ zurück. Zum Glück können wir Chucq im Garten von Jasmin parken.
Die Freundin von Hennings Schwester ist seit vielen Jahren bei den Kiwis zuhause. Ihr Haus liegt in unmittelbarer Nähe zum Eden Park, DEM Hauptspielort der Rugby WM. Folglich führt auch der Fantrail vom Hafen bis zum Stadion an ihrer Straße vorbei. Wir erkunden das überschaubare Stadtzentrum mit Sky Tower, Queens Street, Universität und Albert Park und schlendern über die Fanmeile am Queen Wharf, wo auch außerhalb der Spiele jede Menge los ist. Im Anschluss lassen wir uns von Jasmin ihren Radiosender Base FM zeigen, den sie vor drei Jahren kaufte und zum größten unabhängigen Radiosenders NZs aufgebaut hat. Ihr Mitbewohner, DJ, Produzent und Model MC Bling begrüßt uns gleich live in seiner Sendung. Abends verbringen wir mit der WG seit Monaten mal wieder einen Serienabend vor dem Fernseher. Großartig! Begeistert von so viel Gastfreundschaft können wir uns kaum trennen. Nach einem weiteren Besuch im Sender und einer Tour durchs im Vergleich zu seinem Ruhrpott-Namensvetter schicken Herne Bay verabschieden wir uns von Auckland und düsen in Richtung Coromandel Peninsula weiter. Wir cruisen entlang der kurvigen Küstenstraße und drehen unentwegt am Frequenzrädchen, da die Berge den The Rock-Empfang immer wieder in White Noise verwandeln. In Hot Water Beach kann man sich bei Ebbe seinen eigenen Spa-Pool buddeln, Chuck Ragan und Co. lassen sich nicht blicken. Wir wandern zur Cathedral Cove, die von Rugby-Fans übervölkert ist, und nehmen Kurs auf die Bay of Plenty. In Tauranga decken wir uns im Outdoorgeschäft mit Campingsachen (Zelt, Isomatte, Kocher) für die Great Walks ein und werfen mal wieder unsere eigentlichen Pläne über den Haufen. Statt an die Ostküste, fahren wir ins Schwefelmekka Rotorua.