Auch wenn es großartig ist – Du musst in Nepal nicht im Himalaya wandern, um das Land genießen zu können. Chillen am See in Pokhara, Tempel-Hopping und Foodporn in Kathmandu und ein absolutes Highlight: Safaris im Chitwan Nationalpark und das Elefantenfestival rund um Weihnachten.
Ein Elefant Für Dich
Pokhara, Kathmandu, Chitwan – Nepal
16. – 27. Dezember 2011
Geschafft! Wir sind wieder zurück in Pokhara, geben unsere dicken Wäschesack ab und werden in unserem Lieblingsrestaurant „Zinnia Fans“ freudig empfangen. Wir schlagen uns den Bauch mit Champignon-Spinat-Burgern und selbstgemachten Pommes voll und stoßen mit Nepal Ice an. Wir schlafen aus und überzeugen Aviv beim Frühstück im Zinnia vom guten Essen. Die nächsten Tage relaxen wir ausgiebig, streifen durch Pokhara, sitzen in Cafés und shoppen die in Nepal omnipräsenten vom Laster gefallenen The North Face-Klamotten zu megagünstigen Preisen. Nach offiziellem Betriebsschluss wird in den Fabriken vieler angesagter Outdoor-Brands wohl gerne noch ein bisschen länger gearbeitet. In einer der vielen Kneipen geben wir uns noch eine besondere Attraktion: Nepalesische Musiker covern westliche Songs wie „Summer of 69“, Coldplay-Gejaule und „Sex on Fire“. Die Texte lesen die mal besser mal schlechteren Sänger der mal besser mal schlechteren Bands von ihren Smartphones ab. Muss man gesehen haben!
Eigentlich wollen wir am 19. per Bus nach Kathmandu fahren, doch als wir morgens um 6 Uhr vor unserem Guesthouse warten, schickt uns der Hostel-
Chef wieder ins Bett. Generalstreik in Nepal – nichts geht! Als wir zum Frühstück wieder auf die Straße gehen, sehen wir erst die Ausmaße der Aktion. Alle Geschäfte haben geschlossen, Busse und Taxen fahren nicht, Kinder spielen auf der Straße Badminton anstatt in die Schule zu gehen. Die Suche nach einem geöffneten Café gestaltet sich schwieriger als gedacht. Im „Sweet Memories“ können wir schließlich mehr oder minder heimlich unser Essen verdrücken. Keine zehn Minuten später sitzt Aviv an unserem Tisch und freut sich, dass wir immer noch da sind. Henning nutzt dass Wi-Fi für ein bisschen Budgetaufbesserung, schüttet in sieben Stunden ebensoviele Kannen schwarzen Tees in sich hinein und ist an diesem Tag wohl einer der ganz wenigen Menschen in ganz Nepal, die arbeiten. Abends genießen wir noch mal die Vorzüge des „Zinnia“. Wir meinen, der Besitzer unterdrückt ein paar Tränen, als sich seine Stammgäste endgültig verabschieden, denn am nächsten Tag geht es dann wirklich ins acht Stunden entfernte Kathmandu.
Kathmandu – Tempel-Hopping und Foodporn in Thamel
Wir steigen im Backpacker-Viertel Thamel ab und treffen an jeder Ecke Leute aus Pokhara wieder. Neben Trekking- und Souvenirshops ist vor allem das kulinarische Angebot reichhaltig, was wir natürlich gleich testen. Falafel am Imbiss vorm „Or2K“, weitere israelische Spezialitäten im „Or2K“ selbst, Käsecroissants, Brownies und endlich wieder guten Kaffee im „Pumpernickel“… Unser absolutes Highlight: Der Nachtisch-Traum „Hello to the King“ (warme Kekse, Eis, Schokokuchen, Schokosauce) im kleinen, aber exzellenten „Cookie Walla“ (in einer kleinen Gasse gegenüber vom Yeti Guesthouse, rumfragen, stadtbekannt!). Der durchgeknallte und tätowierte Betreiber haut uns mit seinen Deutschkenntnissen um und auch mit den immer wieder eintreffenden Israelis wird flüssig Hebrew palavert. Der hat’s drauf!
Um bei den ganzen Futtereien nicht auseinander zu gehen, laufen wir stundenlang durch Thamel, Altstadt, zum Durbur Square mit beeindruckenden Hindi- und Buddha-Tempeln und zum Swayambhunath, dem Affentempel. Nach zwei Tagen haben wir genug von Hauptstadt, Lärm, Abgasen und Staub. Außerdem steht Weihnachten vor der Tür, das wir lieber im Chitwan Nationalpark verbringen wollen.
Weihnachten in Nepal
Wir checken im einfachen, aber günstigen Butterfly Hotel (Doppelzimmer 2€) in Sauraha ein. Beim Spaziergang am Fluss, wo wir gleich ein Riesenkrokodil entdecken, laufen wir natürlich Aviv in die Arme, der sich für einen Spontantrip nach Chitwan entschieden hat. An Heiligabend schauen wir morgens beim täglichen Elefantenbaden und -schrubben im Fluss zu. Sichtlich vergnügt wälzen sich die Dickhäuter im Wasser und spritzen die zur aktiven Teilnahme eingeladenen Zuschauer nass. Nachmittags erkunden wir mit einem Jeep den Nationalpark. Wir sehen viele Krokodile, Affen, Rehe, Wild, Leguane, bunte Vögel wie den Kingfisher, aber leider keine Nashörner. Weihnachtsstimmung kommt nicht auf. In Nepal wird Lattenjupps Geburtstag nicht gefeiert, folglich gab es in den vergangenen Wochen keine Weihnachtslieder, Deko, etc. Das Skypen mit unseren Familien stimmt Weihnachtsfan Vera etwas traurig, aber zum Glück haben wir „A Muppet Christmas“ und Clark „Chevy Chase“ Griswold in „Hilfe, es weihnachtet seht“ auf der Festplatte. Statt Ente, Rotkohl und Klöße (Familie Schmidt) und Raclette (Familie Haake) gibt es in diesem Jahr Dal Bhat (Reis, Linsen, Curry, Joghurt), das typisch nepalesische Essen. Wenn schon, denn schon. „24 hour, Dal Bhat Power“ wie uns schon Pandey lehrte.
Am ersten Weihnachtstag werden wir bereits um 8 Uhr für eine Kanutour auf dem Fluss abgeholt. Die Atmosphäre im Nebel ist mystisch. Keine zwei Meter neben unserem hölzernen Gefährt ziehen Krokodile vorbei, die Vögel zwitschern, Pfaue zeigen ihr Federkleid. Im Elefantencenter ist ein elf Tage altes Baby mit leichten 100 Kilo der Star. Das Kleine tapst ungeschickt umher und weiß noch nicht so richtig mit dem Rüssel umzugehen. Am Nachmittag steht eine Elefantensafari auf dem Plan. Auf den grauen Riesen reiten wir in den Park. Wir entdecken wieder viele Tiere und endlich auch Nashörner. Unser Mahout hat ein gutes Gespür und entscheidet sich für einen anderen Weg als der restliche Elefanten-Trupp. Wir sehen insgesamt sechs Nashörner, darunter auch ein Baby, die allesamt unbekümmert neben den Elefanten weiter grasen. Toll! Zur Feier des Tages lassen wir uns wieder Dal Bhat bringen, schließlich neigt sich unsere Zeit im ans Herz gewachsenen Nepal dem Ende zu.
Elefantenfestival im Chitwan Nationalpark
Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt in Chitwan, denn am zweiten Weihnachtstag beginnt das alljährliche Elefantenfestival. Morgens zieht eine Dickhäuterparade durch die Straßen, begleitet von Musik, Tänzern und vielen, vielen Schaulustigen. Einige Elefanten sind bunt bemalt und geschmückt, schließlich gibt es auch einen Schönheitswettbewerb zu gewinnen. Beim Rennen galoppieren die Elefanten um die besten Plätze. Der deutsche Elefant (von der Coblenzer-Brauerei gesponsort, die sich in Nepal etablieren will) schlägt sich mehr als beachtlich. Ochsen und Pferde haben es irgendwie auch ins Programm geschafft und rennen um die Wette. Unser Höhepunkt: Elefanten-Fußball. Vier gegen vier (plus Mahouts auf dem Rücken). Großartig, wie die Riesen mit ihren Stampfern leichtfüßig den normalen Fußball kicken. Man sieht, dass das kein Zufall ist, sondern die Grauen genau wissen, was zu tun ist und Spaß daran haben. Selbstverständlich gibt es auch Ecken und Freistöße. Bei den insgesamt fünf Toren (4:1 für Team weiß) ist der Jubel groß. In der Halbzeitpause werden die Eles mit Unmengen von Wasser und riesigen Erdnuss-Beuteln gestärkt. Das Papier wird direkt mitverputzt. Begeistert erzählen wir Veras Schwester Michi, die am 2. Weihnachtsfeiertag Geburtstag hat, beim Skypen davon. Am nächsten Morgen heißt es dann Abschied nehmen. Von Chitwan, aber auch von Nepal. Mit dem Bus fahren wir in die Grenzstadt Birganj, wir geben Indien nach der wirklich nicht stressfreien ersten Tour eine zweite Chance.