Auch wenn das heutige Kolumbien (Gott sei Dank) viel von seinem Mythos der Kartellkriege verloren hat: In Medellin kann man sich auf die Spuren von El Patrón begeben und sogar das Grab von Pablo Escobar besichtigen. Und Kokain ist in Kolumbien weiterhin leicht erhältlich und billig.
The Drugs Don’t Work
Medellín, Kolumbien
14. – 15. Juni 2011
Um 5.30 Uhr morgens setzen wir uns völlig verschlafen ins Taxi und merken schnell, dass sich unser Fahrer in Medellín ähnlich gut auskennt wie wir. So irren wir satte 40 Minuten durch die Stadt und fragen Polizisten, Passanten und Putzpersonal nach dem Weg zum gar nicht mal so weit entfernten „Black Sheep“.
Und dann ist das Hostel auch noch ausgebucht! Zurück geht’s in die Mühle des Ahnungslosen, zum Casa Kiwi geht es ein wenig schneller. Der Nightwatchman des Hostels verschafft uns ein Zimmer und hilft uns dankenswerter Weise, dass wir unserem Chauffeur seine von ihm verschuldete Irrfahrt nicht komplett bezahlen müssen. Casa Kiwi ist ein Ruhepol in der ansonsten hektischen ehemaligen Drogenhauptstadt der Welt. Nach einem kurzen Schlafnachholen begeben wir uns mit ein paar anderen Hostelbewohnern auf die Spuren von „El Doctor“ Pablo Escobar, Oberboss des Medellínkartells. Guideuse Alejandra und Fahrer Nicolas erläutern die Kokain-Geschichte der Stadt und zeigen uns ehemalige Hauptquartiere, Verstecke, den Ort des tödlichen Shoot-Outs mit der Polizei und zu guter Letzt das Grab von Pablo Escobar. Ein Hostelbewohner kramt, als keiner hinguckt, in seiner Tasche, kniet sich nieder und zieht eine Line auf dem Grab von Pablo Escobar. Es gibt wahrscheinlich wenig legendäre Orte fürs Hantieren mit (auch in Kolumbien) illegalen Drogen.
Die Pablo Escobar-Tour von Paisa Road wird mit vielen Fotos, Karten und Artikeln untermalt. Außerdem erzählen die beiden viel über ihr Heimatland und ihr Leben in Medellín. Sehr interessant und lohnenswert!
Nachmittags streifen wir durch „unser“ Viertel El Poblado und das Ausgehviertel Zona Rosa. Abends bekommen wir Besuch! Eve, eine Freundin von Veras Schwester Dany, die zurzeit in Medellín ihr PJ macht, ihr kolumbianischer Freund Daniel und einer Ihrer Co-Mediziner. Während wir uns ans vorzügliche Bier der lokalen Microbrewery Tres Cordilleras halten, scheinen einige andere Hostelgäste nicht die Finger von Escobars Pulver lassen zu können. Die Gerüchteküche munkelt, dass Taxifahrer das Kokain zum Spottpreis direkt an die Hostel-Tür liefern. Wir gehen mittlerweile davon aus, dass unser ahnungsloser Taxifahrer gar kein Taxifahrer war.
Am Grab von Pablo Escobar in Medellin
Um die gigantischen Ausmaße Medellín von oben zu sehen, fahren wir mit Metro und Gondel auf den Berg und machen anschließend noch eine Fahrt über den Parque Arví. Die überall in die Hügel gebauten Siedlungen und das chaotische Treiben in den dortigen Straßen erinnern uns an die Favelas in Rio. Im Zentrum schauen wir uns die dicken Figuren auf dem Plaza Botero an, laufen vom Parque Berrio durch die Fußgängerzone zur Kathedrale und probieren mal wieder neue Obstsorten. Für den restlichen Tag ziehen wir die Kiwi-Oase mit den zig Terrassen, kleinem Kino, Billardtisch und Minipool dem hektischen Treiben in Medellín vor. Im Nachtbus rauben uns Mitreisende den Schlaf, nachdem sie aus recht offensichtlichen Gründen nach einem späten Stopp urplötzlich aufdrehen und geraume Zeit sich quer durch den Bus laut Witze erzählen. Unser nächstes Ziel: Cartagena de Indias an der Karibikküste.