Ipiales, Popayán, San Agustín, Kolumbien // 8.- 10. Juni 2011
Wir haben unser letztes neues Land in Südamerika erreicht: Kolumbien! Nach Fußmarsch über den Grenzfluss geht es mit dem Taxi nach Ipiales ins schergelige Hotel Emperador. Es ist spät, wir haben Hunger, doch die Essenssuche ist nicht einfach. Hier wird halt Fleisch gegessen und selbst, als wir in Fastfoodbutzen vorschlagen, vom Menü nur Pommes und Cola zu nehmen und auf das Stück Hühnchen zu verzichten, stoßen wir auf Unverständnis. Nicht möglich, lautet die Antwort. Wir sahen wohl sehr hungrig aus, denn eine Pommesbrutzelin zeigt Herz und stimmt zu.
Da dringend von Nachtfahrten in Südkolumbien abgeraten wird, müssen wir die fast zehnstündige Fahrt nach Popayán tagsüber machen. Wir passieren unzählige Militärkontrollen und sind gerade eingenickt, als wir von einem großen Knall geweckt aufschrecken. Unser Busfahrer hat eine Kurve zu eng genommen und einen Berg gerammt. Aber hier ist das alles halb so wild. Niemand ist verletzt und nach einer gründlichen als Inspektion getarnten Mittagspause geht die Reise im ordentlich ramponierten Gefährt auch schon weiter. In der weißen Stadt Popayán checken wir im gemütlichen Hostal Hosteltrail ein. Nach einem kurzen Erkundungsgang müssen wir etwas schlucken, als wir die Restaurantpreise sehen. Kolumbien wird kein günstiges Reiseland.
Bevor wir in den Minibus nach San Agustín springen, machen wir noch schnell den Camper für Australien klar. Danke an Karin und Max für den guten Tipp! Pünktlichkeit gibt es auch in Kolumbien nicht, kein Wunder also, dass wir erst mit einstündiger Verspätung loskommen. Unser Gefährt ist mehr als bis auf den letzten regulären Platz gefüllt, eng an eng holpern wir über die von Soldaten in Panzern patrouillierte Schotterstrecke durchs bergige Grün Kolumbiens. An der Abzweigung nach San Agustín erwartet uns nachmittags der „Tourist Operator“ (=zwielichtiger Taxifahrer), der uns für einen kleinen Aufschlag direkt zum Casa de François bringt. Auf einem riesigen Grundstück hat sich der französische Besitzer mit seiner Frau Adriana einen Traum von Hostel gebaut. Malerisch gelegen, mit schönen Zimmern und einer komfortablen Ausstattung (jede Menge Hängematten, Outdoor-Sitzecken und einer riesigen Küche). Des Weiteren bieten die beiden Kaffee, Gemüse, Obst und andere Leckereien aus eigenem Anbau an. Der 19-jährige Anders aus Kopenhagen erzählt uns über seine größtenteils per Boot bestrittene Reise durch die Karibik entlang Mittelamerikas, während wir Aguila zum kolumbianischen Lieblingsbier küren.
Wir wandern hinab in die Stadt, buchen unsere Weiterfahrt in die Zona Cafetera und machen uns auf den drei Kilometer langen Fußweg zum Parque Arqueológico de San Agustín. Wieder einmal erklärt uns ein Hund als Herrchen für einen Tag und folgt uns auf Schritt und Tritt. Aufgrund seines Aussehens würde der Vierbeiner zweifelsohne unter die Kategorie Kampfhund mit Maulkorbzwang fallen, uns gegenüber ist der bunt gescheckte Wegbegleiter freundlich. Nur die auf den Feldern herumpickenden Hühner müssen sich vor dem Jäger in Acht nehmen, ein bereits erbeutetes Federvieh kann von zwei anstürmenden Wachhunden aus den Fängen Chesters (Locals begrüßen „unsern“ Hund freundlich) in allerletzter Sekunde befreit werden. Wir geben uns ahnungslos, als die Parkangestellten nach den Besitzern des streunenden Riesen fragen und entern den Rundkurs. Alle paar Meter grüßen die in San Agustín Mitte des 20. Jahrhundert entdeckten und ausgegrabenen Steinfiguren. Über die dazugehörigen Hersteller ist wenig bis gar nichts bekannt, einzig C14-Datierungen lassen auf eine hochzivilisierte Kultur schließen, die von ca. 600 v.Christus bis zur spanischen Eroberung existierte. Chester scheint sich irgendwie an den Ordnern vorbeigeschlichen zu haben und kommt freudig angelaufen. Wir hoffen, dass er kein allzu großes Chaos anrichtet. Plötzlich einsetzender Platzregen lässt uns Unterschlupf suchen, bevor wir weitere Ausgrabungsstätten besuchen. So gerne wir viele weitere Tage im grandiosen Casa de François entspannen würden, wird unsere Zeit in Südamerika so langsam knapp: noch am selben Abend geht es inklusive vierstündiger Wartezeit auf einen funktionierenden Ersatzbus in Neiva über Armenia nach Salento.