Mompós, Bogota, Ipiales, Kolumbien // 21. – 27. Juni 2011
Unser Minibus nach (Santa Cruz de) Mompós entpuppt sich als schrottiger Vieh- und Gepäcktransport. Ohne jegliche Beinfreiheit werden wir gemeinsam mit einer kolumbianischen Familie auf dem Weg zu Feierlichkeiten in einer Nacht- und Nebelaktion zum Unesco-Weltkulturerbe am Arsch der Welt gebracht. Auf einer Schotterpiste gibt die Karre den Geist auf. Unsere Hinterachse ist so verbogen, dass die Karosserie auf den Reifen aufsetzt. Ehe wir realisieren, was passiert ist, juckelt der Fahrer in Richtung Dorf und lässt die Familie und uns ohne Infos zurück. Unser gesamtes Gepäck befindet sich natürlich noch im Bus. Als Entschädigung für die folgende einstündige Wartezeit in brütender Hitze gibt es Fanta. Danke! Die schütten wir uns bei der erstbesten Gelegenheit auf der Ruckelpiste erstmal übers Shirt. Als wir nur noch die einzigen Passagiere sind, verschachern uns die beiden Fahrer an ein anderes Colectivo. Nach scheinbar endloser Herumgurkerei kommen wir nachmittags endlich in dem verschlafenen Nest an – und sind direkt begeistert!!! Unser Hostal Casa Amarilla mit malerischem Innenhof, großer Dachterrasse und gemütlichen Zimmern liegt direkt am Fluss. Unser erster Eindruck wird bei einem Spaziergang durch die ruhigen Gassen mit seinen Kirchen und Häusern im Kolonialstil bestätigt. Kein Wunder, dass viele Mompós als eigentliche Inspirationsquelle für Marquez’ Macondo sehen. Auf dem Friedhof adoptieren wir fünf winzige Katzenbabys und kaufen den Rackern erstmal Wasser und Thunfisch, den sie gierig verschlingen. Wir genießen die allgemeine Ruhe und Freundlichkeit der Menschen, die sich auf schattigen Plazas bis spät in die Nacht unterhalten oder im Schach duellieren, während klassische Mompós-Cumbia durch die Straßen schallt.
Am nächsten Tag lassen wir uns vom selbsternannten Guide Jose zu einer Tour auf dem Rio Magdalena überreden. Wir sehen große Leguane, bunte Vögel, krakelende Kapuzineraffen und ungewöhnliche Pflanzen. Viele der Siedlungen stehen wegen der Regenzeit über einen halben Meter unter Wasser und verwandeln das Flussdelta in ein tropisches Venedig. Abends besuchen wir erneut unsere vierbeinigen Adoptivkinder und nehmen aufgrund der unsicheren Lebenserwartung mit gemischten Gefühlen Abschied. Mal wieder bleibt uns ein Pokaltriumph verwährt: Peñarol verliert im Finale der Copa Libertadores gegen Peles Team Santos aus Sao Paulo mit 0:2. Wir sind einfach nicht für einen Erfolgsverein geschaffen!
Viel zu früh verlassen wir das idyllische Mompós mit dem Boot und werden zwischen Hühnern und Eiern ins zwei Stunden entfernte El Banco gebracht. Der Bus nach Bogotá ist natürlich gerade weg, heißt drei Stunden Warterei im Nichts. Weitere gute Nachricht: Statt der angekündigten 14 Stunden dauert die Fahrt aufgrund der schlechten Straßenverhältnisse derzeit 20. Super!
Erst mittags des nächsten Tages erreichen wir die kolumbianische Hauptstadt. Mit dem Taxi (gut: am Stand am Terminal kauft man sich ein Ticket mit der gewünschten Adresse und Preis, damit die Fahrer nicht bescheißen können) geht’s zum Hostal Chocolate. Wir merken: Der südamerikanische Sommer ist endgültig vorbei – es ist kalt und regnet. Nach einem lohnenswerten Besuch des Museo del Oro (Goldmuseum, 1,50 Euro) und einem Rundgang durch die eher triste Innenstadt wärmen wir uns bei „Crepes and Waffles“ wieder auf.
Mit dem local bus fahren wir morgens nach Zipaquirá. In der Kleinstadt steht eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Landes, die Catedral de Sal. In eine Salzmine gebaut, folgt man unter Tage einer Art Pilgerpfad, der in einer riesigen Salzkathedrale endet. Fazit: Nett, aber kein Muss! Abends treten wir unsere letzte Busfahrt in Kolumbien an: 22 Stunden bis zur Grenzstadt Ipiales. Dort angekommen, verbringen wir die Nacht wieder im günstigen Hotel Emperador, bevor es am nächsten Morgen zurück nach Ecuador geht.