Unserer Meinung nach ist Jakarta keinen Aufenthalt wert. Indonesiens Hauptinsel Java hat so viel mehr zu bieten: Zum Beispiel schönen Strand, Badezimmer mit heißen Vulkan-Quellen und Heavy Metal Kneipen.
Java Junkie
4. – 13. September 2012
Auf dem Air Asia-Flug nach Indonesien testen wir das vegetarische Curry der Budget-Airline. Fazit: Lecker & sehr scharf. Wir landen auf dem riesigen Flughafen der Hauptstadt Jakarta auf Java. Mit dem 60 Tage Visum in der Tasche lautet unser Plan für den nach Einwohnerzahl viertgrößten Staat der Welt (240 Millionen Einwohner, 17.000 Inseln, 300 Sprachen), Java, Bali, die Gili Islands und Sumatra zu bereisen.
Jalan Jaksa – das hässliche Backpackerviertel von Jakarta
Die Einreise klappt dank bereits vorhandenem Visumsaufkleber schnell und unkompliziert. Anders als im Reiseführer angedroht, fährt der Flughafenbus auch abends noch für 1,60 Euro/Person (45 Minuten) in die City von Jakarta, wir können mit fettem Grinsen an der Airport-Taxi-Mafia vorbeistolzieren. Vom Bahnhof Gambir geht es dann mit dem Tuktuk zu Jakartas berühmt-berüchtigter Backpackerstraße Jalan Jaksa. Unser erster Gedanke: Schnell weg hier! Dreckig, dunkel und von den Zimmern, die uns gezeigt wurden, fangen wir besser gar nicht an. Wir beschließen, für eine Nacht im Wisma Delima zu bleiben. Das einfache Zimmer ist bis auf die vielen Mücken akzeptabel, das Gemeinschaftsbadezimmer leider nicht. Aber wer braucht schon eine Dusche? Nach einem schnellen Mie Goreng (gebratene Nudeln) fallen wir ins Bett. Bevor wir ins nahe Bogor aufbrechen, steht Sightseeing in Jakarta auf dem Programm. Wir statten dem riesigen Merdeka Park/Square mit National Monument einen Besuch ab, fahren mit dem Lift auf eine Aussichtsplattform und schauen uns die Metropole (Großraum 28 Millionen Einwohner) von oben an. Noch kurz ins Nationalmuseum, und dann düsen wir mit einem Tuktuk zum Bahnhof. Es gibt bestimmt schönere Orte als Jakarta.
Mit dem Commutertrain (16 Cent!) fahren wir – und ganz viele andere Menschen – nach Bogor, quartieren uns in der Firman Pensione ein (besserer Standard als Jakarta, aber immer noch sehr einfach) und lassen uns bei einem Gespräch mit britischen Expats, die hier auf Java leben, das erste Bintang-Bier schmecken.
Außerdem entkommen wir so auch den nervigen „Guides“, die uns im Guesthouse erfolglos versuchen, Touren für 100 Euro pro Person für zwei Tage zu verkaufen. Das ist unser Budget pro Person für die erste Woche – und als Backpacker reicht das locker. Am nächsten Morgen machen wir uns auf den Weg zum Highlight der Stadt, dem Botanischen Garten. Grün und idyllisch, aber nach einer Stunde sind wir alle Wege abgelaufen. Mehr ist in Bogor auch nicht zu tun. Wir holen unsere Rucksäcke und sitzen kurze Zeit später im Bus nach Bandung. Am Busbahnhof weigern wir uns, in eine der teuren Taxen zu steigen und fragen uns durch, bis wir mit zwei Angkots (günstige Minivans auf einer festen Route, die nicht mehr als 24 Cent pro Fahrt kosten) in der Innenstadt landen. Das Guesthouse „By Moritz“ für 10 Euro ist das erste in Indonesien, das als okay durchgeht. Beim Rundgang durch die Stadt landen wir per Zufall im „Braga Café“, einer richtigen Rockerkneipe mit Tourplakaten von „Sick of it all“, „Kreator“ und „Hatebreed“ an der Wand. Wir sind begeistert, die Locals auch und wir kommen schnell ins Gespräch. Die Rocker und Metaller planen ein Festival fürs kommende Wochenende und laden uns ein. Schade, dass wir dann nicht mehr in Bandung sind! Wir sind eigentlich nur in die Millionenstadt, das früher – warum auch immer – „Paris von Java“ genannt wurde, gekommen, um zum nahegelegenen Tangkuban Prahu zu fahren, doch der Vulkan ist derzeit sehr aktiv und somit für Touristen nicht zugänglich. Leider haben wir das erst vor Ort erfahren und packen so schnell wie möglich unsere sieben Sachen wieder.
Wir verlassen die dreckigen, staubigen Städte und steuern das Örtchen Cipanas an, das für seine Hot Springs bekannt ist. Eine Straße, ein paar Hotels und Warungs (Essensstände, simple Restaurants) inmitten der Berge, that’s it. Neben Mie und Nasi (Reis) wird an jeder Ecke Tahu und Tempe (Tofu und Sojabohnen) für kleines Geld angeboten. Unser „Zuhause“ ist ein kleiner Bungalow mit einem direkt an die Quellen angeschlossenen eigenen Hot Tub. Doch bevor wir die warme Badewanne nutzen, relaxen wir für 1,60 Euro in der Poolarea des Tirtagangga Hotels nebenan. Wir sind die einzigen Bule (weiße Touristen) weit und breit und für die indonesischen Wochenendausflügler beliebte Statisten im Familienfoto. Am nächsten Tag starten wir einen neuen Versuch in Richtung Vulkan. Dieses Mal soll es der Gunung Papandayan sein, einer der aktivsten Vulkane auf Java, der zuletzt 2002 ausgebrochen ist. Mit Angkot, Local Bus und Ojek (Motorrad-Taxi) fahren wir bis auf 2600 Meter hinauf. Der Ausflug lohnt sich total, die Landschaft mit den Kratern ist surreal-beeindruckend: Blubbernde Pools, vom Schwefel gelb gefärbte Geysire und die zischende und brodelnde Erde im Berg lassen einen den Geruch von faulen Eiern beinah (aber auch nur beinah) vergessen. Irgendwo hier muss doch Poldi von „Hallo Spencer“ leben!
Zurück in Cipanas verbringen wir den Nachmittag erneut im Pool, bevor wir am nächsten Morgen in den Süden von Java aufbrechen. Zwei lange Busfahrten in unbequemen, aber günstigen, alten Möhrchen (6 Euro) später sind wir endlich am Ziel. Und es scheint, als wären wir in Pangandaran auf dem Touritrail angekommen, denn unsere Unterkunft im Rinjani Homestay für 8 Euro (inklusive Frühstück, Internet, Tee/Kaffee und jede Menge Schlepperangeboten) ist um Klassen besser als die Bruchbuden unseres Indonesien-Auftaktes. Unsere Nachbarn sind lustigerweise die beiden Newly-Weds Luke und Sarah aus England, denen wir bereits in Jakarta und Bogor mehrfach über den Weg liefen. Die nächsten Tage verbringen wir gemeinsam am Strand (der nicht wirklich der Surf-Hotspot ist, als der er angepriesen wird), bei Foto-Shootings und „Interviews“ (Do you like Indonesia? Where are you from?) mit einheimischen Schülern, beim hervorragenden Essen im „Relax“-Restaurant oder einfach faul auf unserer Veranda.