Buenos Aires – eine Woche in der Fußballhauptstadt der Welt

Buenos Aires

So schlägst Du den berüchtigten Taschendieben in der U-Bahn von Buenos Aires ein Schnäppchen. Und da Buenos Aires die Welt-Hauptstadt des Fußballs ist, besuchen wir das Stadion der Boca Juniors und schauen uns ein Rive Plate-Spiel an.

Me vs. Maradona vs. Elvis

Buenos Aires, Argentinien // 15. – 21. Februar 2011

Unser Transferbus aus Tigre, einem Naherholungsgebiet für Porteños (Einwohner von Buenos Aires), schmeißt uns zwei Blocks vom ÖPNV-Drehkreuz Retiro raus, man gibt uns ein „Hier lauern überall Diebe, nehmt bloß ein Taxi!“ mit auf den Weg. Wir  gucken uns um, scheißen auf die Panikmache und laufen die zwölfspurige „9ͤ de Julio“, eine der größten Straßen der Welt entlang. Durchschwitzt, aber völlig unbeschadet, erreichen wir eine gute halbe Stunde später unsere Bleibe für die nächsten Tage. Christian und Leon, die beiden Besitzer des Rayuela Hostels, geben uns eine Tour durch ihre Herberge. Ein Altbau auf zwei Stockwerken mit megahohen Decken, Pooltisch und „Boca vs. River Plate“-Kicker. Ordnung wird hier nicht allzu groß geschrieben, dafür Freundlichkeit und jede Menge Charme.

Nach einem kurzen Rundgang durch unser Büttel San Telmo öffnet uns natürlich Friedrich die Hosteltür, der Kölner hat wahrscheinlich schon eine einstweilige Verfügung über 2 km Mindestabstand in der Hosentasche. Mit Quilmes aus 970ml Flaschen (Uruguay wird noch einmal um 10ml getoppt) setzen wir uns auf den Balkon und lassen Friedrichs letzten Abend in Südamerika ausklingen. Dabei beobachten wir mit leicht schlechtem Gewissen die Typen auf der anderen Straßenseite, die stundenlang den dort gestapelten Müll noch einmal trennen, um ein paar Pesos beim Müllbaron einzustreichen.

Nach dem Frühstück – von Leon höchstpersönlich frisch gebackene Media Lunas (eklig süße Minicroissants in Halbmondform) – schlendern wir durchs Microcentro. Wir bleiben standhaft und lassen uns nur schweren Herzens keine überteuerte Tangoshow oder argentinische Pesos zu unvergleichbar guten Wechselkursen aufschwatzen. Da es bis zu unserer Weiterreise zwar noch hin ist, die Busse jedoch gerne mal ausgebucht sind, starten wir zum ach so gefährlichen Retiro durch und sichern uns in „fließendem Spanisch“ Tickets. Nachmittags erkunden wir Palermo und entdecken auf dem Rückweg einen großen Carrefour-Supermarkt ganz in unserer Nähe.

Buenos Aires – Obacht vor Taschendieben in U-Bahnen und am Retiro-Bahnhof

Buenos Aires MaradonaWie die Locals nehmen wir am Donnerstag den Bus nach La Boca. Des Nachts als Verbrechenshochburg verschrien, zeigt sich der Barrio tagsüber von seiner bunten Seite. Überall Maradona-Graffitis und blau-gelbe Schriftzüge der heimischen Boca Juniors. Mitten ins Viertel gebaut, zieht es uns in Richtung „La Bombonera“. Wenn wir schon keine Tickets für ein Boca-Heimspiel ergattern können (immer ausverkauft), gönnen wir uns Museumsbesuch und Stadionführung inklusive Zaunsturm und Fangesängen. Beeindruckend, dass in dieses klein wirkende Stadion 55000 Menschen reinpassen. Guide Nelson demonstriert, wie einfach es hier ist, den fett gewordenen Ronaldo bei der Copa Libertadores aufs Übelste zu beschimpfen. Nach Maradona geht es zu einer weiteren Lichtgestalt Argentiniens: Evita Perron. Als wir endlich in Recoleta ankommen, hat der Friedhof schon geschlossen. Also schauen wir uns stattdessen die Floralis Genérica an. Mit der „wilden 17“ (Buslinie 17 von Wilde nach Recoleta) geht es wieder nach San Telmo.

 

Am nächsten Tag sichern wir uns Karten für den anderen großen Club der Welthauptstadt des Fußballs, River Plate. Bis zum Stadion El Monumental in Nuñez tuckern wir gut eineinhalb Stunden mit dem Bus. Dafür bekommen wir problemlos Sitzplatztickets für 14 Euro. Andere Hostelgäste zahlen für ihre Tour zum Match mit einer Travel Agency das Fünffache! Anschließend holen wir den Besuch auf dem von Touristen und Katzen bevölkerten Friedhof in Recoleta nach. Für reiche Familien gehörte in Buenos Aires zum guten Ton, sich eine opulente Familiengruft zu schaffen. Bei besserem Wetter könnte man hier gut und gerne mehr Zeit verbringen. Aufgrund des immer wiederkehrenden Regens zieht es uns in den Untergrund Richtung Centro. Dort machen wir die erste Bekanntschaft mit den berüchtigten Taschendieben der U-Bahn von Buenos Aires. Zum Glück ohne Erfolg für die Kleinkriminellen. Ihre Masche ist immer gleich. Aus unerfindlichen Gründen bleibt der Vordermann beim Einstieg in die Subte plötzlich stehen und gleichzeitig nähern sich von hinten ein oder zwei Langfinger. Solange man die Hände an den Wertsachen lässt, ist man fein raus.

Buenos Aires Rathaus

Da Veras heißgebliebte Asics nach sechseinhalb Jahren eine Ruhestätte in Buenos Aires verdienen, zieht es uns in eine der unzähligen Malls. Im Skateshop geben wir Tipps für geplante Europareisen. Im Gegenzug lässt ein paar lila Vans das triste Mall-Leben hinter sich und begleitet uns ab sofort um die Welt. Mit der historischen Straßenbahn machen wir einen kurzen Gratisausflug durch Caballito und schauen uns auf dem Oldtimermarkt um. Abends fallen wir Vidar um den Hals, der mittlerweile ein Apartment in der Stadt gefunden hat. Bei massiv starkem Caipis tauschen wir unsere Reiseerlebnisse der letzten Wochen aus und planen, die Weltherrschaft von Vidigal aus an uns zu reißen. Vidar ist dies definitiv zuzutrauen.

Buenos Aires – Boca Juniors & River Plate

Wir schlafen aus, stöbern über den sonntäglichen Flohmarkt, lauschen Tangobands, und bestaunen allerlei Krimskrams wie bunte Elvis-Figuren und Uraltausgaben der deutschen „Revue“. Über Puerto Madero geht es zurück Richtung Hostel, wo wir mit Vidar klassisch ein paar Bier vernichten, bevor es zum Fußball geht. Auch wenn Bocas ewiger Erzfeind River Plate als „Millionarios“ verschrien ist, ist die Stimmung im Stadion keineswegs unterkühlt. Heißblütig feuert das gesamte rot-weiße Stadion sein Team an, auch wenn nicht gerade überragender Ball gespielt wird. Immerhin reicht es zu einem niemals gefährdeten 2:0 gegen Huracans, einen der kleineren Clubs aus Buenos Aires. Da die Gästefans als erste aus ihrem Block geschleust werden, darf der Rest der Menge noch geschlagene zwanzig Minuten ausharren, bevor auch die Heimfans raus dürfen. Da kein Ticketschalter mehr auf hat, hechten wir über die Drehkreuze, um die letzte U-Bahn so gerade eben zu erreichen. Ansonsten wären auch wir von einem der überfüllten Busse verschluckt worden, die erst viel, viel später die immer noch feiernden Fans ins Barrio transportieren, denen wir bei einem letzten Quilmes auf dem Balkon zuschauen.

Den Montag lassen wir ruhig angehen, organisieren noch ein paar Mini-Souvenirs und verabschieden uns vom Hostelteam und diversen Gästen. Wir gönnen uns ein Taxi zum Retiro, mit unseren Riesenbackpacks wollen wir den Taschendieben kein allzu leichtes Futter sein. Taxifahrer Pablo sammelt internationale Facebook-Freundschaften und fährt uns für umgerechnet fünf Euro zum Busbahnhof. Dort angekommen, finden wir unseren Bus Richtung Puerto Madryn nicht, was schlichtweg daran liegt, dass er Verspätung hat. Punktgenaue Abfahrten nach Plan sind in Südamerika bisher die Regel. Vor uns liegen 18 Stunden zu unserem ersten Stopp in Patagonien.