Den Mt. Kinabalu besteigen – unserer Meinung nach zu teuer und kein Muss. Ein definitives Highlight, um Elefanten, Orang Utans und andere Tiere in der Wildnis Borneos zu sehen, ist der Kinabatangan Fluss. Und auf eigene Faust auch durchaus bezahlbar.
Monkey Wrench
Borneo, Malaysia: Kota Kinabalu, Kinabalu Nationalpark, Sandakan, Kinabatangan River
19.-29. August 2012
Schon beim Landeanflug auf Borneo bekommen wir den Mund nicht mehr zu. Wir fliegen am höchsten Berg, dem Mount Kinabalu, vorbei und setzen direkt über kleinen Inselchen vor der Küste auf. Da wir spät in Kota Kinabalu ankommen, fährt der Bus nicht mehr ins Zentrum und wir müssen den Abzocker-Taxifestpreis von 30 Ringgit (7,50 Euro) bezahlen. Eigentlich wollte/sollte uns unsere Unterkunft, das nicht zu empfehlende Borneo Global Backpackers, ja abholen, doch davon ist nach einem Anruf dort nichts bekannt. Auf Nachfrage werden wir nur angemeckert – danke! Und von der angeblich zentralen Lage merken wir beim halbstündigen, strammen Spaziergang zum Nachtmarkt auch nicht viel. Zudem ist Ramadan-Ende und viele Geschäfte haben geschlossen. Wenigstens der Nachtmarkt bietet einfaches, aber gutes Essen. Wegen des muslimischen Fastenmonats ist auch das indonesische Konsulat, bei dem wir das 60-Tage-Visum (on arrival gibt es für Deutsche nur 30 Tage) ergattern wollen, für zwei weitere Tage geschlossen. Wir nutzen die Zeit wieder mal für einen Krankenhausbesuch (Veras Magen, Ihr erinnert Euch), laufen durch die wenig reizvolle Stadt mit vielen Shoppingmalls, besuchen die State Mosque und lassen uns mit einem Boot auf die Insel Mamutik im nahen Tunku Abdul Rahman Nationalpark bringen. Kein Muss, weil das Schnorcheln wenig hergibt und die kurze Fahrt mit Terminalgebühr und NP-Eintritt mit 10 Euro/Person verhältnismäßig teuer ist. Aber der Strand ist nett und wir haben die Zeit. Nach dem langen Wochenende ist auch das Konsulat wieder geöffnet und innerhalb einer Stunde stellen kettenrauchende und Joggingpeitsche-tragende Repräsentanten des Inselstaates uns das 60-Tage-Visum unbürokratisch aus.
Die Freude ist groß und wir planen sofort die Weiterreise in Borneo. Der Kinabalu Nationalpark, nur zwei Stunden von Kota Kinabalu entfernt, beheimatet mit dem Kinabalu den höchsten Berg Südostasiens (4095 Meter). Eine Besteigung knicken wir uns – mit über 150 Euro pro Permit für den zweitägigen Climb viel zu überteuert und fit fühlen wir uns auch derzeit nicht. Also buchen wir stattdessen zwei Nächte in der (mit 24 Euro/Doppelzimmer für uns verhältnismäßig teuren) Kinabalu Mountain Lodge, die von einer sympathischen Familie (und zwei Katzen) geführt wird, die uns abends vegetarisches Essen kocht. Eine der beiden kleinen Miezen fühlt sich besonders in unserem Bett wohl und liegt die meiste Zeit bei uns. Die Umgebung ist idyllisch und von der Lodge aus kann man morgens ohne Wolken den Berg sehen. Außerdem gibt es eine Abkürzung direkt in den Nationalpark, so dass man keinen Eintritt bezahlen muss. Den Höhenunterschied zur Küste (1500 Meter) merkt man sofort, es sind „nur“ 20 Grad und wir zittern wie Espenlaub. Wir wandern auf einfachen Trails durch den Park und haben eine tolle Aussicht auf den Kinabalu – vor halb elf morgens, denn danach verdecken die Wolkendecken alles und die Tourgruppen aus Kota Kinabalu sehen nur noch weiß. Auffällig ist, dass außer den Menschen, die den Aufstieg bis zum Gipfel machen, wenig andere Wanderer unterwegs sind. Die meisten Einheimischen, aber auch ausländische Touristen fahren mit Autos zu den Aussichtspunkten.
Wir wollen wieder in die Wärme und machen uns auf den Weg nach Sandakan. Die Stadt im Nordosten Borneos ist der Ausgangspunkt für Wildlife-Touren. Eigentlich wollten wir direkt in Sepilok übernachten. Dort gibt es zwar ein großes Orang-Utan-Zentrum, aber kein Krankenhaus und das müssen wir leider erneut aufsuchen. Im Duchess of Kent Hospital bekommt Vera endlich einen Termin zur Magenspiegelung. Das Ergebnis: Refluxösophagitis – Speiseröhrenentzündung. Hoffen wir, dass die Medikamente endlich anschlagen und es bald besser wird. Im Seaview Hostel werden wir toll betreut und mit Reisporridge, selbstgemachtem Zitronengras-Tee, Pfannkuchen und frittierten Bananen sowie religiös gesegnetem Wasser überhäuft. Dass Vera alles an Henning weitergibt, fällt gar nicht weiter auf. Gutes und relativ magenfreundliches Essen finden wir im Tomato-Restaurant, in dem wir gleich Stammgast werden.
Die 25 Kilometer bis nach Sepilok legen wir mit dem Bus (2 Ringgit) zurück. Zwei Fütterungen finden täglich im Orang Utan Rehabilitation Centre (SORC) statt, das 1964 gegründet wurde, um Affenwaisen und verletzte Tiere aufzunehmen und zu schützen. Die Orang-Utans werden seitdem hier wieder aufgepäppelt und auf die Rückkehr in die Wildnis vorbereitet – manche sind aber auch einfach geblieben. Orang-Utans sind die einzige Großaffenart, die es außerhalb Afrikas gibt. Die haarigen Männer mit den markanten Gesichtszügen haben eine Armbreite von bis zu 2,25 Metern und wiegen an die 140 Kilo. Wir sind pünktlich zur ersten Fütterung da und werden gleich zu Beginn des Parkes von einem riesigen Orang-Utan-Weibchen begrüßt und auf dem Walkway begleitet. Die Dinger sind echt gigantisch! Zum Bananen- und Bambusfrühstück gesellen sich fünf weitere Orang-Utan-Damen und ein kleines Baby, außerdem buhlen zahlreiche Langschwanzmakaken und Eichhörnchen um das Futter. Nachdem sich die Besuchermeute verzogen hat, bleiben wir noch eine Weile und unterhalten uns mit den Volunteers – und zwei Orang-Utans lassen sich auch noch mal blicken. Die Pause zwischen den Fütterungen verbringen wir im nahegelegenen Rainforest Discovery Centre mit Canopy Walks und Ausruhen am See.
Bis zur gebuchten Tauchtour nach Sipadan haben wir noch ein paar Tage Zeit und wir überlegen, wie wir diese rumkriegen. Turtle Island klingt interessant, ist aber mal wieder viel zu teuer. Auf die Wildlife-Touren am Fluss Kinabatangan hätten wir auch Lust, aber über 100 Euro für knapp drei Tage sind zu happig. Wir versuchen es selbst und rufen das Sukau Greenview B&B an. Und siehe da, wir können einfach so vorbeikommen und die Bootsfahrten einzeln buchen. Ein Transport aus Sandakan wird uns auch noch zu einem vernünftigen Preis angeboten. Das Ganze kostet uns die Hälfte der Tourpreise. Wir fragen noch einmal nach: Es ist quasi das gleiche Programm, nur kein Package. Antwort: Ja! Wir freuen uns, packen unsere Sachen und fahren nach Sukau. Tierwelt des Kinabatangan, wir kommen!
Kinabatangan auf eigene Faust erkunden
Mit dem gleichen Minibus wie die Package Touristen werden wir in Sandakan abgeholt und nach Sukau, dem Startpunkt für unsere Erkundungen des Sungai (Fluss) Kinabatangan, gebracht. Kaum haben wir unser Zimmer im Greenview B&B bezogen, laufen wir Hanna und Ricardo aus Hamburg in die Arme, mit denen wir schon im Bus nach Sandakan saßen. Die beiden sind schon einen Tag länger hier und erzählen uns begeistert von ihren Tierbegegnungen am Kinabatangan. Die Erwartungen sind hoch, als wir das kleine Boot für die Nachmittagsfahrt betreten, und wir sollen nicht enttäuscht werden. Schon nach wenigen Minuten entdecken wir die seltenen Zwergelefanten, die am Ufer des Kinabtangan auf Futtersuche sind. Sind wir zu Beginn von drei Rüsseltieren begeistert, wissen wir bei einer Herde von ungefähr einem Dutzend Elefanten gar nicht mehr, wo wir als erstes hinschauen sollen. Die Entdeckungen gehen weiter: Unzählige Vögel, darunter die unverkennbaren Nashornvögel (Hornbills), überall Langschwanzmakaken und endlich bekommen wir auch Nasenaffen zu Gesicht. Und dann sehen wir einen Orang-Utan am Kinabatangan. Ganz oben in einem Baum thront der Man of the Forest, ein riesiger Orang-Utan-Mann, der sich sein Nest für die Nacht baut. Großartig!
Der Kinabatangan-Abstecher nach Sukau lohnt sich definitiv
Nach so viel Glück verzichten wir auf die Nachtcruise entlang des Kinabtangan, nachdem die anderen Backpacker erzählen, dass sie am Vorabend nur ein paar Vögel und einen Waran gesehen haben. Und den hatten wir schließlich schon auf den Perhentians als Haustier. Für das Abendessen verlangt das Greenview B&B mit über 6 Euro pro Person einen unverschämten Preis, zumal wir mehrfach betonen, dass wir das angebotene Fleisch nicht essen.
Günstige Tour am Kinabatangan beim Sukau Longhouse
Wir stellen uns schon auf eine Keks-Diät ein, als uns beim Spaziergang ein paar hundert Meter weiter der Besitzer des Sukau Longhouses (Tel.: +62 135558853/ +62 1688066776) gebratenen Reis mit Ei für zwei Euro anbietet. Des Weiteren sind auch seine Unterkunft und Touren, die den gleichen Umfang wie das Greenview-Paket haben, wesentlich günstiger. Es ist problemlos möglich, ohne Vorbuchung in Sukau aufzuschlagen und vor Ort zu verhandeln. Auf der morgendlichen Bootsfahrt um 6 Uhr sehen wir nicht viel Neues, lediglich viele bunte Kingfisher, die wir schon aus Indien und Nepal kennen. Der Abstecher nach Sukau hat sich mehr als gelohnt, aber nun fahren wir endlich nach Semporna zum Tauchen.