Deshalb darfst Du in Bolivien den Trip nach Rurrenabaque nicht auslassen!


Wenn Du denkst, der Flug nach Rurrenabaque ist spektakulär: Der Bootstrip in die Pampas und den Dschungel des Madidi-Nationalparks gehört zu unseren Bolivien-Highlights. Rurrenabaque rules!

Welcome To The Jungle
Rurrenabaque, Bolivien // 14. – 21. April 2011

Erleichtert erreichen wir den Flughafen in El Alto und freuen uns, als die Amaszonas-Lady unbürokratisch die Tickets rausrückt. Dazu gibt es noch Caipirinha-Gutscheine für die Moskkito Bar in Rurrenabaque. Perfekt! Beim Bezahlen der Flughafensteuer merken wir, dass wir wegen des bolivianischen laissez-faires nun Michael Kirk und Freunde sind. Die Reklamation wird nur widerwillig entgegengenommen, schließlich sind Gringos halt Gringos. Auch unser Gepäck kann man noch nicht aufnehmen. Also sitzen wir eine halbe Stunde vor dem Schalter rum und probieren dann unser Glück von Neuem. Die Gute kann sich natürlich nicht an uns und unsere schon bezahlte Tax erinnern (genau!) und es dauert ewig, bis wir endlich die richtigen Tickets haben. Dafür bekommen wir noch mal Gutscheine für die Bar. Yes!

Flughafen Rurrenabaque

Von Flüssigkeitsbeschränkungen hat man in Bolivien auch noch nichts gehört. Wir spazieren mit der 2 Liter Wasserflasche durch den Security Check. Am Gate treffen wir auch ziemlich gelangweilte Iren, die schon seit früh morgens auf ihren Flug warten, der Verspätung hat. Wir erzählen unsere Schalter-Story und staunen nicht schlecht, als sich die Gruppe als Michael Kirk und Co. herausstellt. Der bolivianischen Logik wird die Krone aufgesetzt, als um kurz nach 16 Uhr unser Flug aufgerufen wird und nicht der der Iren. Bevor die Truppe den Flughafen zerlegt, flüchten wir schnell in die kleine 18-Mann-Maschine. Wir können es kaum glauben, als wir mit nur wenigen Minuten Verspätung in Richtung Dschungel abheben. 45 Minuten lang fliegen wir über die Anden und sind froh, als wir sicher auf dem Feld-Flugplatz von Rurre landen. Mit dem Hostal Rurrenabaque liegen wir strategisch günstig neben der Moskkito Bar und viel wichtiger neben der französischen Bäckerei. Bei drückender Hitze liegen wir in den Hängematten und beschließen, die Pampastour um einen Tag zu verschieben. In der Moskkito Bar treffen wir auf bekannte Gesichter aus Buenos Aires sowie auf wahllos aneinandergereihte Knallerhits der 70er bis 90er.

Am nächsten Morgen verlieben wir uns in die Bäckerei nebenan und futtern Schokocroissants, Rosinenplunder und Käse-Tomaten-Schnitten en masse. Anschließend buchen wir eine dreitägige Pampastour mit Indigena und kaufen auf Anraten anderer Backpacker weiße Second-Hand-Klamotten (schick!). Der Rest des Tages verschwindet in einem Nebel aus Singani & Sprite (bolivianisches Nationalgetränk), Manu Chao in der Hängematte und Cocktails in der Monkey Bar.

Morgens um 9 Uhr verfrachtet uns Indigena gemeinsam mit drei Bayern in einen 4-Wheel-Drive, der uns drei Stunden lang durch die Einöde zum Bootsablegeplatz von Santa Rosa bringt. Dort treffen wir natürlich zum x-ten Mal auf Holländerin Daphne, die gerade ihre Tour beendet hat. Zusammen mit Guide Victor besteigen wir unser Longtailboot und kurven zweieinhalb Stunden bei strömendem Regen durch die Pampa bis zur auf dem Wasser gebauten Ecolodge, die mit Hängemattenlounge und Hauskrokodil „Barcelona“ glänzen kann. Nach dem Dinner sprühen wir uns mit reichlich Anti-Mückenzeugs ein, um die Milliarden Viecher abzuwehren und entern unser Longtailboot, um auf nächtliche Kaiman-Sichtung zu gehen.

Um 5 Uhr holen wir Victor aus dem Bett, damit er uns zum Sonnenaufgang auf dem Kanal kutschieren kann. Der ortskundige Guide führt uns durch die verwinkelten Wasserstraßen und zeigt uns die riesige und abwechslungsreiche Tierwelt der Pampas. Wir sehen Affen, Vögel, Schildkröten, Krokodile, Delphine und Tukane. Nach dem Frühstück gehen wir auf Anaconda-Suche und finden sie nach Waten durchs Wasser hoch oben in einem Baum. Zurück an der Lodge katapultieren wir uns per Seil & Tarzanschrei in den Fluss, sowohl Barcelona als auch seine ortsansässigen großen Alligatoren-Brüder lässt’s völlig kalt. Nach Lunch & kurzer Siesta entern wir wieder mal unser Boot, doch nicht für lange. Nach wenigen Minuten empfiehlt uns Victor, ins mehr als trübe Wasser zu springen, da hier besonders viele Piranhas ihr Unwesen treiben würden. Erstens sind Piranhas allen B-Movies zum Trotz alles andere als auf Menschen erpicht, zweitens sind sie das Lieblingsfutter der pinken Pampas-Delphine. Diese lassen sich auch nicht lange bitten und machen sich zunächst einen Scherz daraus, sich anzuschleichen und uns gehörig zu erschrecken. Erst nach ein paar Minuten sind die menschenfreundlichen Säuger so nett und lassen sich streicheln.

 

Nun schlagen unsere Herzen auch vor Glück und nicht vor Panik eine ordentliche Portion schneller. Bei der folgenden Erkundungstour durch die Pampas del Yacuma führt uns Victor zu Faultier- und Tukan-Hotspots. Dieser nachmittägliche Trip wird zum Highlight der Pampas-Tour und uns noch lange in Erinnerung bleiben. Abends treffen sich mehrere Gruppen an der nur ein paar Bootsminuten entfernten Bar, wo in der Trockenzeit Fuß- und Volleyball gespielt wird. Wir nippen am eingeschmuggelten Singani-Sprite und beobachten den Sonnenuntergang. Zurück an der Lodge vernichten wir den Rest des Mixgesöffs, bevor wir ein letztes Mal in Barcelonas Gegenwart einschlummern.

 

Nach dem Frühstück machen wir einen kurzen Abstecher zum Piranha-Fischen, das von eher mäßigem bis nicht existenten Erfolg gekrönt ist. Nach dem abschließenden Lunch fahren wir bei diesmal strahlendem Sonnenschein über den Pampas-Highway mit kurzem Stopp bei einer Capivari-Familie zurück in Richtung Santa Rosa. Dort werden wir von einem stinknormalen Kombi empfangen, der uns über die eigentlich alles andere als familienkutschenfreundliche Piste Richtung Rurre bringt. Die Fahrt wird zum Horrortrip inklusive zahlreicher riskanter Überholmanöver und Nahtoderfahrungen, da der Fahrer lieber im Rückspiegel die Lackkratzer an seiner Karosse betrachtet, anstelle auf entgegenkommenden Verkehr oder auf der Piste rumlungernde Alligatoren zu achten. Dass wir angepisst, aber unbeschadet ankommen, ist reiner Zufall. Abends besucht uns Victor im Hotel und empfiehlt uns, die angedachte Dschungeltour mit der Company eines Bekannten zu unternehmen. Wir buchen für einen fairen Preis und essen mal wieder Falafel-Burger beim Stamm-Israeli.

Mit französischen Leckereien bewaffnet finden wir uns um 8 Uhr am „Hafen“ Rurres ein und fahren zusammen mit Morten & Andrea sowie dem 57-jährigen Rafting-Guide Glen (Ami ohne festen Wohnsitz) und Charlotte aus Holland zweieinhalb Stunden flussaufwärts in den Madidi-Nationalpark. Nachdem das zahlreiche Equipment in die Bambushütten der Mashaquipe Ecolodge verstaut ist, stärken wir uns bei einem vielfältigen Buffet mit gebratenen Bananen und anderen lokalen Spezialitäten. Schnell wird uns klar, dass hier anstelle von Dschungelbuch- eher Gewächshausatmosphäre herrscht. Anstelle von Balu, Baghira und Co. sehen wir außer Spinnen und anderen Insekten nur Pflanzen, Pflanzen, Pflanzen. Auch die Nachtwanderung beschert uns außer ein paar gruseligen Momenten in kompletter Dunkelheit und Dschungel-Geräuschkulisse keine außergewöhnlichen Begegnungen. Beeindruckend jedoch ist der Blick auf den Sternenhimmel vom Aussichtspunkt hoch über dem Fluss.

Um 4 Uhr werden wir aus unserem Bett unter dem riesigen Moskitonetz geholt und begeben uns vier Stunden lang flussaufwärts durch den Dschungel. Nach einer Erholungspause am Papageien-Mirador schlagen wir uns durch bis zum Flussufer und bauen uns dort ein Bambusfloß, auf dem wir zurück zur Lodge cruisen.

Wir lunchen, packen unsere Sachen und machen uns auf den Weg in Richtung Zivilisation. In Rurrenabaque schauen wir uns an, wie Sergio Ramos nach einem spannenden Finale die Copa del Rey zertrümmert. Wir stoppen ein letztes Mal beim Israeli und in der Moskkito Bar.

Wieder einmal fliegt Amaszonas nicht pünktlich, so dass wir donnerstags mit zwei Stunden Verspätung im mittlerweile blockadefreien La Paz landen.