Shudder St. Kilda

surfin dolphins, esperance

Perth, Südwesten, Melbourne, Australien // 19. – 31. August 2011

 

Nach genau einem Monat Aussie-Camperleben erreichen wir Perth. In der Millionenstadt an der Westküste des roten Kontinents wollen wir eigentlich unsere Indien-Visa beantragen, doch haben wir die benötigten zehn Werktage nicht mehr, bis wir weiter nach Melbourne fliegen. Muss halt der Kiwi-Ableger des indischen Konsulats in Wellington herhalten.

camper cuyDa wir unser liebgewonnenes Meerschweinchen CUY in zwei Wochen eh in Perth abgeben müssen, fahren wir direkt weiter nach Fremantle und gönnen uns am South Beach Frühstück und Dusche (natürlich kalt, aber for free). Bei der Weiterreise in Richtung Südwesten fällt uns sofort auf: Es wird merklich kälter, es regnet ständig, man sieht kaum noch Aussie-Rentner-Kolonnen, die Entfernungen werden kürzer. Wir erkunden den Yalgorup NP und beobachten Kängurus auf der tollen Karri TreesLeschenault Halbinsel kurz vor der Hafenstadt Bunbury. In der Geographe Bay regnet es in Strömen, so dass wir dem Leuchtturm am Cape Naturaliste nur zuwinken können. An den Weingütern von Margaret River vorbei geht es zu den wilden Stränden im Leeuwin-Naturaliste NP, in dem wir auch (heimlich) neben drei Hopperuhs übernachten. Das Wetter bessert sich auch in den nächsten Tagen nicht. In der Flinders Bay in Augusta sitzen wir leider die meiste Zeit im Camper, also fahren wir lieber die Scenic Drives wie den Karri Forester in den zahlreichen Nationalparks des Südens ab. Am Big Brook Dam in Pemberton übernachten wir umringt von riesigen Karri-Bäumen alleine bei Regengüssen. Auf das Erklimmen der 60 Meter hohen Gloucester und Bicentennial Bäume müssen wir aufgrund von Wind und Wetter leider verzichten. Dafür befinden wir uns einen Tag später beim Tree Top Walk im Valley of the Giants in luftiger Höhe inmitten der Baumgiganten. Abends entdecken wir im West Cape Howe NP einen am Meer gelegenen kostenlosen Campingplatz und freuen uns über die tolle Aussicht und die gesparten Dollar. Da wir gut in der Zeit liegen, die Hoffnung auf besseres Wetter nicht aufgeben und außerdem gelesen haben, dass es in Esperance von schönen Stränden nur so wimmelt, brechen wir in Richtung östliches Western Australia auf. Und wir werden nicht enttäuscht. Der Great Ocean Drive ist traumhaft, die Strände weiß und ellenlang, das Meer türkisblau.

surfin dolphins, esperance

Beim Frühstück beobachten wir eine Delfin-Schule beim gemeinsamen Wellenreiten mit humanoiden Surfern. Die niedlichen Flipper haben einen Heidenspaß an den Brechern und katapultieren sich mit Schwung in die Brandung. Eine Bucht weiter entdecken wir eine Walfamilie, die nah am Strand herumplanscht. Wow! Auf dem Weg in den Cape Le Grand NP halten wir für einen blue-tongue lizard, der die Straße überquert. Der wandelnde Känguru, Cape Le Grand NPTannenzapfen streckt uns zum Dank seine blaue Zunge heraus. Cape Le Grand ist toll! Wir sichern uns einen Campingspot in der Lucky Bay – die schönste Bucht der Reise bisher – und machen einen langen Strandspaziergang, duschen zum ersten Mal seit drei Wochen wieder warm und freunden uns mit den Campingplatz-Mitbewohnern an. In der Bucht leben unzählige Kängurus, die sich ohne Scheu neben die Wohnmobile und Zelte legen, immer in der Hoffnung, einen Happen Essen zu erhaschen. Auch am Strand machen es sich die hüpfenden Tiere bei Einbruch der Dämmerung gemütlich.

Vera at Wave RockAuf dem Rückweg nach Perth geben wir uns ein zweites Mal den Ocean Drive, bevor wir mit einer Übernachtung bei Raventhorpe den berühmten, weil skurril geformten Wave Rock surfen. In einer dreistündigen Putzaktion bringen wir unseren Camper wieder auf Hochglanz, bevor wir den treuen Begleiter nach 10583 km in Perth abgeben. Wir checken das erste Mal seit Valparaíso/Chile in einem Hostel ein, waschen uns und unsere Sachen und stellen mit Schrecken fest, dass Tiger Airways unseren Flug nach Melbourne am kommenden Tag gestrichen hat. Natürlich ohne uns zu informieren. Wir rufen bei der Hotline an, die uns nur bestätigen kann, was wir eh schon wissen. Zurück im Hostel checken wir Flüge ­ und buchen kurzerhand zwei Plätze in einer Maschine, die nur vier Stunden später abheben wird. In den darauffolgenden Tagen wären die Flüge noch viel teuerer. In Windeseile packen wir unsere Rucksäcke, kochen schnell und düsen dann zum Flughafen. Um 23 Uhr sitzen wir im Virgin-Flieger und atmen tief durch. Hat alles mal wieder geklappt. Buchungen mit Tiger Airways – World’s Crappiest Customer Service and Most Hated Airline –sind ab sofort für uns tabu.

Dusk Over St. Kilda

Einen Tag eher als gedacht landen wir um 5.25 Uhr in Melbourne. Wir haben nicht geschlafen, sind immer noch sauer auf Tiger Airways und hängen vier Stunden am Flughafen rum. Dann holt uns Anne, die seit vielen Jahren auf Achse in der Welt ist, und seit Juni in Melbourne wohnt, ab. Auch sie konnten wir erst Last-Minute von der Planänderung informieren und sind froh, dass sie uns trotzdem abholt. Es ist toll, nach so langer Zeit auf Reisen, eine Freundin zu treffen. Trotz Müdigkeit quatschen wir den ganzen Vormittag durch. Anne und ihr irischer Freund Tony bewohnen eine schöne Wohnung in St. Kilda mit beneidenswertem Meerblick. Wir machen es uns gemütlich und genießen mal wieder das ungewohnte Gefühl von „Wohnalltag“. Zusammen mit Anne laufen wir die unzähligen Strände in Melbourne ab und unternehmen einen Tagesausflug auf die Mornington Peninsula. Am nahe der Wohnung gelegenen Pier entdecken wir beim Rundgang sogar Pinguine, die sich in den Steinen verstecken. Die Zeit in der Großstadt vergeht mit dem obligatorischen Besuch bei Lord Of The Fries (bei unserer Rückkehr eröffnen wir die erste deutsche Filiale) viel zu schnell und schon sitzen wir am 3. September im Flugzeug nach Tasmanien.

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