Koschary, Basar-Hopping und Großstadtflair in Kairo, ein Trip zu den Pyramiden von Gizeh, Pharaonengräber in Luxor, Tauchen in Dahab.
Dive Like An Egyptian
11. – 27. November 2012
Die elfstündige Reise von Sri Lanka über Katar nach Ägypten vergeht im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug. Der Service von Qatar Airways ist zu empfehlen, das Entertainment-Programm verkürzt uns mit Madagascar 3, Ted, Ice Age 4 und Red Lights die neun Stunden in der Luft und die vegetarische Alternative schmeckt ausnahmsweise. Bei der Ankunft in Kairo sind wir verwirrt: Wo gibt es denn bitte das Visa on arrival?
Wir werden an den zahlreichen Wechselstuben (wo auch sonst bekommt man ein offizielles Dokument) fündig. Das Wort Visa steht da natürlich nicht, aber wir bezahlen trotzdem brav 15 Dollar pro Person, stellen uns an der Immigration-Schlange an und sind froh, dass es unsere Rucksäcke auch nach Afrika geschafft haben. Afrika, Kontinent Nummer 5 (inklusive Europa) auf dieser Reise – und das erste Mal für Vera überhaupt. Die Freude ist groß, aber leider auch nur genauso so lange, bis wir feststellen, dass unser kostenloser Hostel-Pickup nicht da ist. Zum Glück sind die Ägypter hilfsbereit und lassen uns sofort telefonieren. Natürlich bekommen wir auch noch die Telefonnummer des Helfers, falls wir doch einen Guide brauchen. Außerdem organisiert er schnell ein Taxi, für das letztendlich das Wake Up-Hostel bezahlt. Es ist mittlerweile Abend, wir sind müde und schaffen es nur noch für ein köstliches Koschary (Nudeln, Röstzwiebeln, Tomatensauce, Knoblauchsause, Linsen, Kichererbsen) und göttlichen Milchreis ins legendäre Abu Tarek. Nach erster Tiefschlafphase wachen wir mit Allergieschock auf und lauschen der lautstarken Unterhaltung der Hostelangestellten – um 1 Uhr nachts. Traumhaft!
Am nächsten Morgen organisieren wir als erstes unsere Weiterreise – gar nicht so einfach. Am Bahnhof stellen wir fest, dass alle Züge nach Luxor ausgebucht sind und der Schlafwagen für 60 Dollar/Person ist uns im Vergleich zum 1. Klasse-Sitz (12 Euro) zu teuer. Plan B muss her und so fragen wir uns zum Busbahnhof in Kairo durch und kaufen zwei Tickets für den nächsten Abend. Im Anschluss geht es mit dem Taxi zum wuseligen Chan el-Chalili-Basar. Wir halten uns die nervigen Verkäufer vom Hals und genießen lieber Tee und Shisha im bekannten Fishawy. Das Ägyptische Museum ist interessant, haut uns aber nicht vom Hocker. Leider gibt es wenige Schautafeln, die einem die komplexe ägyptische Geschichte näher bringen. Vorbei am Nil und dem Verkehrschaos am späten Nachmittag (ach, eigentlich immer) laufen wir zum Hostel und landen wieder im Abu Tarek. Das Highlight sparen wir uns für den letzten Tag in Kairo auf.
Mit Metro und Bus fahren wir nach Gizeh und besuchen das einzig noch existierende Weltwunder der Antike. Schon während der Fahrt sieht man die riesigen Pyramiden, die nicht wie oft fälschlich angenommen irgendwo in der Weite der Wüste, sondern direkt an ein Wohnviertel inklusive Kentucky Fried Chicken-Shop grenzen. Trotzdem…wow! Begeistert machen wir Fotos von der Sphinx, die vor den drei Pyramiden thront. Und wenn man die vielen Guides, Kamele, Pferde, Verkäufer etc. erst einmal hinter sich
gelassen hat, kann man das Weltwunder auch genießen. Nur die Kletterei in die große Pyramide (13 Euro) lohnt sich nicht. Heiß, eng und man sieht kaum etwas. Was aber eine Gruppe von esoterischen Mittfünfzigern nicht davon abhält, ekstatisch in Weinkrämpfe auszubrechen. Aus Angst davor, dass wir mitten in den kollektiven Selbstmord eines Sonnenkultes geraten sind, kriechen wir durch den Klaustrophobie-Tunnel zurück. Nach Stunden in der heißen Wüste brauchen wir dringend eine Pause und finden die lokale Fast Food-Kette Felfela mit günstigen und guten Falafel & Pommes. Zurück im Hostel ruhen wir uns noch aus, bevor es nach Luxor geht.
Die zehnstündige Busfahrt mit Upper Egypt gehört definitiv nicht zu den Erfahrungen, an die man sich später gerne erinnert. Die Klimaanlage bläst die ganze Zeit, viel zu enge Sitze, Stopp mitten in der Nacht und im Halbschlaf wird man schon von Touts belästigt. Zum Glück sind wir nicht ganz alleine unterwegs, sondern in Begleitung des spanisch-belgischen Pärchens Andrea und Bart aus Madrid, die wir im Hostel in Kairo kennengelernt haben.
Im Oasis Hotel lässt es sich gut aushalten, vor allem auf der Dachterrasse. Erinnert uns an Indien. Als erstes erkunden wir den berühmten Karnak-Tempel, von dem wir sofort begeistert sind. Wir flüchten vor den holländischen und russischen Tourgruppen (wir treffen in Ägypten wirklich kaum auf Individualreisende) und lassen die massiven Säulen mit Hyroglyphen und Malereien auf uns wirken. Natürlich wartet hinter jeder Ecke ein „Guide“, der einem für ein bisschen Bakschisch ein besonderes Panorama zeigen möchte. Danke, finden wir auch selbst. Zurück im Hostel ist es mal wieder Zeit für eine Begegnung der besonderen Art: Vera trifft auf einen Fotografen-Kollegen, mit dem sie vor ein paar Jahren einige Termine gemacht hat. Frank Lindert ist seit zwei Jahren mit seinem Motorrad Rosie unterwegs. Wir tauschen Reisegeschichten aus und lernen außerdem den Hamburger Chris kennen, der – ebenfalls seit zwei Jahren – mit seiner Vespa (!!!) Afrika unsicher macht. Wie so oft: Die Welt ist so klein und niemand von uns ist über das Treffen besonders überrascht.
Am nächsten Tag lassen wir es ruhiger angehen und uns gemeinsam mit Andrea und Bart mit einer Felucke, einem traditionellen, kleinen Segelboot, von Kapitän Hassan über den Nil schippern. Nach Sonnenuntergang schauen wir uns noch den Luxor Tempel an, der schön angestrahlt wird. Zum Glück haben wir den Tipp bekommen, uns die Anlage von außen anzuschauen und uns den Eintritt zu sparen. Dem können wir nur zustimmen, man hat wirklich von allen Seiten freie Sicht. Für die Besichtigung der Luxor Westbank auf der anderen Nilseite entscheiden wir uns für eine Tour.
Bei sengender Hitze erkunden wir zu viert die Gräber im Tal der Könige und Königinnen, die beiden Memnonkolosse und den Totentempel der altägyptischen Göttin Hatschepsut. Gesundheit! Beim letzten gemeinsamen Falafel/Koshary/Shisha/Stella-Bier-Abend verkünden Andrea und Bart, dass sie sich überlegt haben, im kommenden Jahr auch auf längere Reise zu gehen, wenn ihr Arbeitsvertrag ausläuft. Wir sind gespannt!
Ein kurzer Flug mit Egypt Air bringt uns einmal über das Rote Meer auf die Sinai-Halbinsel nach Sharm El Sheik. Weder die Aussicht, 20 Stunden in einem klapprigen Bus zu bringen noch die Möglichkeit einer Entführung fanden wir wirklich erquickend und haben stattdessen die sichere Variante Flug gewählt. Am Flughafen treffen wir den Brasilianer Paulo wieder, mit dem wir am Tag zuvor Luxors Westbank angeschaut haben. Er will auch nach Dahab, hat aber weder Unterkunft noch Dive Company und so packen wir ihn einfach mit ins Taxi und ab geht es zu Big Blue Dahab
(eine absolute Empfehlung, entspanntes und kompetentes Team, top Equipment, sehr faire Package-Deals, falls wir nochmal in Dahab tauchen gehen, dann hier).
Unser Zimmer im Star of Dahab Hotel mit Meerblick, TV und Kühlschrank gefällt uns gut, die Monster Falafel im Yum Yum um die Ecke für 60 Cent noch besser. Natürlich halten wir es nicht lange an Land aus und schnorcheln durch das glasklare und fischreiche Rote Meer – super! Abends erleben wir mit, wie das einheimische Team Al Ahly die afrikanische Champions League gewinnt. Die Atmosphäre ist Kaffeehaus ist ungewohnt: Statt bei uns mit Bier, Schnaps und Chips wird hier so ein entscheidendes Spiel bei Tee, Limonensaft und Shisha geschaut. Wir gönnen uns noch einen Tag in der Sonne, bevor es unter Wasser geht. Nach zwei Tauchtagen muss Vera leider aussetzen. Schmerzen im Ohr – Taucheralbtraum! Entzündung, sagen gleich zwei Ärzte. Aber kein Medikament hilft. Tauchcenter-Manager Mohamed Ali vereinbart einen Termin beim Taucharzt und siehe da, keine Ohrenentzündung, sondern einfach nur eine gemeine Kraniomandibuläre Dysfunktion. Wer kennt sie nicht? Nach ein paar Übungen und Schmerztabletten gibt der Doc grünes Licht zum Tauchen und so verlängern wir unseren Aufenthalt um drei auf insgesamt zehn Tage. Vielleicht ganz passend, da die Situation in Israel zu diesem Zeitpunkt in der Schwebe ist.
Vor allem Diven am Blue Hole (geht bis auf 110 Meter runter, viele, viele tote Tec-Taucher in den letzten Jahren, die sich überschätzen), Canyon und Rick’s Reef (Krokodilfische!) können wir nur empfehlen. Wenn wir nicht durchs Rote Meer paddeln, spielen wir mit den Katzen und Hunden des Hotels. Besonders ein kleiner Welpe erobert unser Herz. Wir taufen ihn Lars, weil er aussieht wie der kleine Eisbär, und es fällt uns sehr schwer, ihn beim Abschied nicht mit in den Rucksack zu packen. Mindestens einmal, meistens aber doch zweimal täglich sitzen wir bei Falafel, Moussaka und Baba Ganoush im Yum Yum. Wir können verstehen, warum so viele Europäer dem Winter entfliehen und nach Ägypten fliegen. Tagsüber ist es in der Sonne richtig heiß, abends dünne, lange Hose und Pulli-Wetter, also kein Vergleich mit Schnee und Minusgraden. Und das Wasser hat auch immer noch angenehme 25 Grad. Doch irgendwann ist auch der schönste Urlaub vorbei. Wir packen unsere Rucksäcke und machen uns auf den Weg nach Jordanien.