In Phnom Penh wird einem der Schrecken der Khmer Rouge durch die Killing Fields und das Gefängnis S21 wie nirgendswo anders in Kambodscha bewusst. Wem Sihanoukville zu touristisch ist, sollte Otres Beach anpeilen. Kampot ist ein guter Ort, um Kambodschas Landschaft kennenzulernen.
It’s A (National) Holiday In Cambodia
13. – 22. April 2012
Frohes Neues! Als wir spät abends endlich in Sihanoukville ankommen, springen wir sofort in ein Tuktuk zum Otres Beach, der im Vergleich zum überfüllten Hauptort noch eine Menge Charme zu bieten hat. Dort feiert das ganze Dorf ausgelassen das Khmer New Year mitten auf der einzigen Straße. „Zimmer?“ – „Morgen wieder!“ Einem betrunkenen Guesthouse-Besitzer können wir aber doch noch zwei Zimmer abschwatzen und dann zu später Stunde auch noch aufs Neue Jahr anstoßen. Während überall der Rausch ausgeschlafen wird, machen wir uns auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Unser Guesthouse ist erstens zu teuer und zweitens ausgebucht. Die Preise sind wegen der Feiertage höher als sonst, aber im Lim Hour Bungalow haben wir Glück und bekommen die letzten beiden Räume.
Die nächsten Tage genießen wir Urlaub. Der Strand ist schön, das Wasser badewannenwarm und überall stehen kostenlose Liegen herum. Trotz der Feiertage wirkt Otres nicht überfüllt. Die perfekten Sonnenuntergängen genießen wir abends bei der Cocktail-Happy Hour in der Sunshine Bar, dort schmeckt auch das Tofu Amok am besten. Bei einer Schnorcheltour tuckern wir durch kleine Inselwelten und verbringen ein paar Stunden auf Bamboo Island. Leider beendet ein heftiges Gewitter den Ausflug
vorzeitig, der ganz nett, aber definitiv kein Muss ist.
Bei einem Blick aufs Konto haben wir ein Deja Vu-Erlebnis. Nach Veras wurde nun auch Hennings Konto leer geräumt. Nach dem ersten Schock verständigen wir Bank und Eltern und planen, wie wir an eine neue Kreditkarte kommen können. Für viel Trübsal blasen haben wir aber keine Zeit, steht schließlich der letzte gemeinsame Abend mit Ursula an. Nach drei Wochen trennen sich unsere Wege und unser Allgäuer Braunvieh macht sich auf den Weg nach Bangkok und dann zurück in die bayrische Heimat. Danke für viele tolle Momente, Einblicke in die süddeutsche Sprache und Erklärungen der unterschiedlichen Milchkühe, Fräulein Ursula!
Nach einem weiteren Strandtag bricht auch das Bochumer Trio auf. Zum Glück ist die Weiterreise kurz. Rund zwei Stunden später sind wir schon in Kampot, einem verschlafenen Ort am Fluss mit entspannter Atmosphäre. Viel Zeit haben wir nicht, da wir in Phnom Penh unser Vietnam-Visum beantragen müssen, also bestellen wir uns im Pepper Guesthouse direkt ein Tuktuk. Die Schweiz-Italienerin Fausia schließt sich uns spontan an. Die Countryside-Tour führt uns zuerst zum Phnom
Chhnork, an dem kleine Kinder, die richtig gutes Englisch sprechen, uns in eine Höhle begleiten, in der sie uns einen Stalaktiten-Elefanten, einen Backsteintempel und eine Ganesha-Stätte erklären. Auf einer Pfefferplantage sehen wir, wie Hennings Lieblingsgewürz entsteht. Im Strandort Kep blicken wir bei einem exzellenten Seafoodlunch direkt am Wasser auf die vietnamesische Insel Phu Quoc, zu der wir in ein paar Tagen aufbrechen wollen. Auf dem Rückweg nach Kampot halten wir noch an Salzfeldern und in einem Fischerdorf.
Unsere letzte Station in Kambodscha heißt Phnom Penh. In der Hauptstadt mieten wir uns im OK Guesthouse ein, das aufgrund seiner Lage zu empfehlen ist. Am ersten Tag stehen Königspalast mit Silberpagode und das Nationalmuseum mit der größten Sammlung von Khmer-Skulpturen der ganzen Welt auf dem Programm, die wir fußläufig erreichen können. Auch zum Unabhängigkeitsdenkmal sowie zum Riverside District mit Restaurants und Bars ist es nicht weit.
Das Grauen der Khmer Rouge – Tour zu den Killing Fields und S21 in PHNOM PENH
Nachdem wir in der vietnamesischen Botschaft in Phnom Penh die Visa-Anträge abgegeben haben, fahren wir zu den Killing Fields von Choeung Ek. Der Besuch des ehemaligen Vernichtungslagers ist bedrückend. Bei einem Rundgang mit einem Audioguide hört man nicht nur, was für grausame Horrortaten auf den Killing Fields begangen wurden, sondern auch bewegende Einzelschicksale von Menschen. Man kommt an Kisten mit alter Kleidung und Stofffetzen vorbei, an Boxen mit Knochen. Viele Grabstätten wurden unberührt gelassen. Gewalt und Abscheulichkeit finden ihren verachtenswerten Höhepunkt an einem Baum, gegen den Babys und kleine Kinder zu Tode geschlagen wurden. Bei vielen Besuchern fließen während des Rundgangs Tränen. 1988 wurde ein Gedenk-Stupa errichtet, in der mehr als 8000 Schädel nach Geschlecht und Alter sortiert sind.
Nach den Killing Fields lassen wir uns zum Tuol Sleng in Phnom Penh bringen. 1975 besetzten Pol Pots Gruppen die ehemalige Schule und funktionierten sie zum Security Prison S21 um. Es war das größte Gefangenenlager und die schlimmste Folterstätte des Landes. Zwischen 75 und 78 wurden mehr als 17.000 Insassen zu den Killing Fields von Choeung Ek verfrachtet. Viele der Gefängniszellen und Folterkammern im S21 sind angeblich unverändert. In einem Ausstellungsraum werden Fotos von Inhaftierten gezeigt, lebendig und tot. Mit einem Film über eine verbotene Liebe zwischen einem Offizier und einer Regime-Gegnerin beschließen wir schockiert und bewegt unsere Khmer Rouge-Tour rund um Phnom Penh. Unser Vietnam-Visum haben wir auch in der Tasche, somit steht der Grenzüberquerung nichts mehr im Weg. Ablenkung finden wir abends beim Treffen mit unserer Bekannte Anne. Die Amerikanerin, die seit einem Jahr in Phnom Penh lebt, hatten wir in Myanmar kennengelernt und standen seitdem in Kontakt. Bei Anchor Bier und Thai-Essen tauschen wir Neuigkeiten aus.
Unser dritter Tag in Phnom Penh steht ganz im Zeichen von Märkten und Shoppingcentern. Für Schnäppchen lohnt sich vor allem der allseits bekannte Russian Market. Wir decken uns mit neuen Kopfhörern und ein paar Souvenirs ein und hoffen, dass Ines etwas davon mit nach Hause nehmen kann. Der Nachtmarkt am Fluss kann uns nicht wirklich begeistern, das letzte Amok schon eher. Für die Ausreise aus Kambodscha und die Einreise nach Vietnam begeben wir uns mal wieder auf den Mekong. Mit einer kleinen Nussschale schaukeln wir bei Wind und Gewitter nach Chau Doc im Mekong Delta und müssen für die Grenzformalitäten zum Glück nur kurz an Land.