Wandern zum Inle Lake – eines unserer Myanmar Highlights

Inle Lake Myanmar

Die Wanderung von Kalaw zum Inle Lake mit Übernachtungen auf dem Land und in einem Kloster sowie die 35km Wanderung in Hsipaw zu einem Bergdorf gehören definitiv zu unseren Myanmar Highlights. Sagt man nun eiegentlich Myanmar, Burmo oder Birma? Wir haben uns entschieden.

Run To The Hills
Hsipaw, Kalaw, Inle Lake –  Myanmar// 5. – 13. Februar 2012

Inle Lake Trek Panorama

Die Fahrt auf der Ladefläche des Pick-Ups nach Pyin Oo Lwin ist alles andere als entspannt. Eingequetscht wie zwei Sardinen sitzen wir inmitten von Reissäcken, Kisten und kotzenden burmesischen Muttis, die vorher alles durcheinander gefuttert haben. Auch das „Golden Dream“-Hotel hat eher Albtraum-Charakter. Aber wir wollen nach Hsipaw und das mit dem Zug. Und da wir dafür nicht um 4 Uhr morgens in Mandalay losfahren wollen, ist dies die einzige Variante. Am nächsten Morgen Zug nach Hsipawbekommen wir mal wieder ein vor fett triefendes Frühstück vorgesetzt (bah!), dann fahren wir zum Bahnhof. Der Ticketkauf klappt problemlos und schon sitzen wir im laaaangsamen Buffalo-Train (6-7 Stunden) nach Hsipaw. Höhepunkte der malerischen Fahrt vorbei an Reisfeldern, Dörfern und Bergen sind die winkenden und lächelnden Menschen, die 20 Cent-Nudeln aus der Plastiktüte und natürlich das Gokteik Viaduct, mit 250m Höhe und 690m Länge Myanmars größte Eisenbahnbrücke. In Hsipaw (ßiiipoo gesprochen) checken wir im „Mister Charles“ ein und organisieren uns einen Trek für den nächsten Tag.

Pankam Village Trek in Hsipaw

Hsipaw Panaung VillageWir haben Glück, denn unser Guide für den Pankam Village Trek ist DIE Empfehlung aus dem neuesten Lonely Planet, O Maung. Denn dieser junge Mann spricht – eine Ausnahme in Myanmar – sehr gutes Englisch. Die Wanderung in sein traditionelles Palaung Dorf ist mit 35 Kilometern hin und zurück nicht nur unser längster Ein-Tages-Trek, sondern unser bester Tag in Myanmar bisher. O Maung erzählt uns bereitwillig von seinem Heimatland, von Politik und Traditionen, von Chancen und Zukunft. Und natürlich von seiner Unzufriedenheit: Spätestens jeden zweiten Monat tauchen vierzig bis fünfzig Soldaten in Pankam auf, „um nach dem Rechten zu sehen“, und versorgen sich mit Vorräten, die das Dorf mühevoll angespart hat. Bezahlt wird kein einziger Kyat, Quersteller werden mit körperlichem Nachdruck in die Schranken gewiesen. O Maung hofft auf die Nach-Wahlen im April, denn sollte die National League for Democracy (NLD) um Aung San Suu Kyi mehr Mitspracherecht bekommen und damit ein politisches Zeichen für den Rest der Welt setzen, dürfte zumindest dieses Unrecht ein absehbares Ende finden. Alle weiteren Reformen werden kommen, aber Zeit benötigen, so O Maung. Des Weiteren entscheidet er für uns die Frage „Myanmar vs. Burma“, da letztere Bezeichnung quasi alle Stammesgruppen außer den Burmesen ausschließt. Myanmar it is!

Myanmar Child

Nach dreieinhalb Stunden erreichen wir sein Dorf (für den 17km langen Anstieg braucht er mit anderen Gruppen manchmal bis zu 6 Stunden, wir ernten O Maungs Lob) und werden in seinem tollen Holzhaus von Ehefrau Sain Oo sowie seinen Kindern Myanmar BundesligaYa May und Aung Lin Oo in Empfang genommen. Sain Oo serviert uns großartiges Essen: getrockneten Senf, gebratene Papaya, frittierten Tofu, Blätter in Sauce und Reis. Gerne würden wir über Nacht bleiben, doch wir haben schon unseren nächsten Bus gebucht, so dass wir nach einer Erkundungstour durch das Dorf den Rückweg antreten. Mit O Maung verstehen wir uns blendend, so dass er uns in Hsipaw noch in seine Lieblings-Nudelsuppen-Butze einlädt. Dort lacht uns Ex-VfLer Christian Fuchs von der Fußball-Seite eines Sportmagazins entgegen. Unser Guide übersetzt die aktuellen, für uns unleserlichen, Ergebnisse und den Tabellenstand. Die Zecken und die Zahnlosen aus den Verbotenen Städten schlagen sich gut. Wir übernehmen natürlich die Rechnung und geben ihm außerdem noch eine „Spende“ für seinen Traum einer Solaranlage, mit der er seinem Dorf genug Elektrizität für Beleuchtung verschaffen will. Dieser ambitionierte junge Mann hat die Zeichen der Zeit erkannt und wird noch Einiges in seinem Heimatland bewegen. Bei Mr. Food belohnen wir uns mit mehreren gezapften Dagon-Bieren, in Myanmar wesentlich günstiger als Flaschen (0,50€ fürs große Glas) und treffen auf Reisende, die wir bereits bei vorherigen Stops/Busfahrten/Ausflügen in Myanmar kennengelernt hatten. Starten wir gerade so etwas wie eine Backpacker-Szene?

Unseren mehrstündigen Stop-Over in Mandalay verbringen wir bei Nudelsuppe (mal wieder) und burmesischen Soap Operas in verschiedenen Teebutzen in Nähe der Busbahnhöfe, die nervigerweise über die gesamte Stadt verteilt liegen. Die ohrenbetäubende Beschallung geht auch im Bus nach Kalaw weiter. Um halb drei nachts wachen wir plötzlich auf. Irgendwie kommen uns die Namen der Hotel, an denen wir vorbeifahren, aus dem LP bekannt vor. Wir fragen: „Are we in Kalaw?“ Schulterzucken. „Kalau? Kaloo?“ Niemand versteht uns. Wir beschließen, auszusteigen und unser Glück zu versuchen. Und ja, wir sind tatsächlich in Kalaw. Eine halbe Stunde später liegen wir in unserem Bett. Gute Nacht! Das Frühstück im „Eastern Paradise Motel“ ist das beste, was wir bisher in Myanmar hatten. Neben dem obligatorischen Ei auf Toast bekommen wir einen riesigen Obstteller, Sticky Rice und fettige Teigtaschen serviert.

Trek zum Inle Lake von Kalaw

Inle Lake Trek Guide KTWir wollen uns eine weitere Busfahrt ersparen und zum Inle Lake wandern. Mit O Maungs Bekanntem KT finden wir schnell einen sympathischen Guide, der gut Englisch spricht und Touristen seit 16 Jahren durch die Berge führt. Er kümmert sich um den Weitertransport unserer großen Rucksäcke nach Nyaungshwe, dem Traveller Center am Inle Lake. Zu unserer kleinen Gruppe gesellt sich noch Koreanerin Kim, die leider kein Englisch spricht, aber trotzdem alleine durch Südostasien reisen will. Verdammt mutig! Die Kommunikation mit ihr ist in den nächsten drei Tagen alles andere als einfach. Während des Treks erzählt uns KT, dass er sie einfach mit auf die Tour genommen hat, weil sie in Kalaw mehrfach von einem Mann verfolgt wurde und er sich sorgte, dass dieser sich auch einfach mit in den Bus zum Inle Lake setzen würde. Rund 65 Kilometer liegen vor uns, die wir in drei Tagesetappen laufen wollen.

Trek zum Inle Lake HomestayTag 1 führt uns durch einen Wald in die Berge vorbei an Teeplantagen und durch Pa-O und Danu-Dörfer. Die Nacht verbringen wir ebenfalls bei einer local Familie. Wir schlafen auf Strohmatten im ersten Stock bei Mutter und zwei Töchtern, während unter uns die beiden Kühe im Stall stehen. KT ist ein ausgezeichneter Koch und hat sich vorgenommen, unser Bild vom fettigen, wenig ansprechenden burmesischen Essen zu verbessern. Wenn die Familie abends vom Feld wiederkommt (der Vater arbeitet in Kalaw als Träger), ist es für sie jeden Tag eine Überraschung, ob sie Trekker beherbergen oder nicht. Elektrizität gibt es nicht, somit auch kein Telefon, Handy etc. Außerdem merken wir, wie „Touri-abgehärtet“ die Mädels sind. Wir werden nett begrüßt, aber danach kaum beachtet, wohingegen die kleinen Kinder entlang des Weges oft mit dem Winken und nach uns Rufen gar nicht mehr aufhören. Der Abend bei Kerzenschein wird für einen Wandertag recht lang. Im Gegensatz zu anderen Guides, die wir unterwegs sehen, sieht sich KT als Teil unserer kleinen Gruppe (gut so!), isst mit uns und quatscht wie ein Wasserfall. Man merkt, wie er unsere Reise- und Europageschichten aufsaugt und stellt uns mindestens genauso viele Fragen wie wir ihm.

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Myanmar WasserbüffelAn Tag 2 laufen wir fast ausschließlich durch hügelige Anbaugebiete. Es gibt kaum Bäume, die uns Schatten spenden und gegen Mittag wird es fast unerträglich heiß. Für sind dankbar für die kalte Dusche, die wir in einer Monastery nehmen können. Die zweite Nacht schlafen wir in diesem buddhistischen Tempel. Nur durch dünne Bambuswände getrennt, schlagen hier Mönche und insgesamt um die 20 Trekker in einem riesigen Raum ihr Nachtlager auf. Das Essen ist wieder mal ein Festmahl und KT überredet uns noch zu zwei Flaschen Myanmar Rum. Zusammen schmieden wir Pläne, wie KT’s Hobbies (mit dem selbstgebauten Bambus-Floß die Wasserwege der Gegend erkunden und sich für 14 Tage durch den burmesischen Regenwald schlagen) zu prosperierenden Falang-Aktivitäten werden könnten.

Inle Lake Kloster Übernachtung

Wiedererwartend werden wir an Tag 3 nicht vom frühmorgendlichen Gebetsgesang der Novizen geweckt, da der alternde Monk in charge mit Verdacht auf Schlaganfall im Krankenhaus liegt, und die Jungmönche die fehlende Aufsicht zum Ausschlafen nutzen. Buddha wird Nachsicht mit den Jungen, die ein einfaches und spartanisches Leben führen, haben. Die Inle Lakeletzten 16 Kilometer hinunter zum Inle Lake versetzen uns zurück in unsere Zeit in Westaustralien. Staubige, dunkelrote Trampelpfade entlang von obskuren Felsformationen und Kakteen. Beim letzten gemeinsamen Lunch in Inthein treffen wir unseren volltätowierten Italo-Straight Edge-Koch David wieder, mit dem wir uns für abends verabreden. Der abschließende Bootstransfer nach Nyaungshwe wird dank KTs Bekanntschaft zum Skipper zu einer Sightseeing-Tour über den Inle Lake mit Stopps bei Tempeln, Silberschmieden und mitten im See liegenden, auf Bambus-Stelzen gebauten Dörfer, ausgeweitet. So können wir uns die teure Touri-Tour am nächsten Tag sparen. Wir verabschieden uns von KT (als Trekking Guide für die Wanderung zum Inle Lake hundertprozentig zu empfehlen, zu erreichen im Golden Kalaw Inn) und beziehen unser Quartier im hellhörigen, aber trotzdem gemütlichen May Guesthouse. Bei Veggie-Curry und frischem Fisch an einem Straßenstand des Nachtmarktes unterhalten wir uns mit David über unsere bisherigen Eindrücke in Myanmar. Während wir ein paar Absacker-Biere bei Kaung Kaung einnehmen und Wayne Rooney im Top-Spiel gegen Liverpool trifft, einigen wir uns: Wir hassen Package-Tour-Touristen, insbesondere französische. Obwohl die Deutschen auch nicht viel besser sind, probieren diese sich wenigstens an ihren englischen Wortfetzen.

Der abschließende Tag am Inle Lake wird gammelnd im Guesthouse-Garten oder über den Markt schlendernd verbracht. Tempel werden wir an unserer nächsten Destination Bagan, zu der es zu Myanmar-typischer Abfahrtszeit um 5 Uhr morgens weitergeht, noch zu Genüge haben.