Varkala, Alleppey, Fort Kochin, Indien // 31. Dezember 2011 – 6. Januar 2012
Wir trauen unseren Augen kaum, als der Indigo-Flieger in Trivandrum aufsetzt. Endlich in Kerala. Doch: It’s raining in paradise! Zähneknirschend machen wir uns auf den Weg nach Varkala, wo wir ins Neue Jahr feiern wollen. Für 15 Euro gönnen wir uns für die zweistündige Fahrt ein Taxi. Wir lassen uns am Cliff North absetzen und laufen bei 90 Prozent Luftfeuchtigkeit sämtliche Hotels ab, die natürlich – klar, ist ja Silvester – voll sind. Im Blue Marine Resort haben wir Glück. Wir sollen zwei Stunden warten (im gemütlichen Restaurant mit Meerblick kein Problem), dann präsentiert uns jemand ein unspektakuläres, dafür aber sauberes und einigermaßen bezahlbares Zimmer. Wir legen uns erstmal ab und wachen bei nun blendendem Wetter aus unserem temporären Koma auf. Frisch geduscht erkundigen wir den touristischen Strandteil Varkalas und genießen zur Feier des Tages mal wieder geniales indisches Essen, Kingfisher und den ein oder anderen Cocktail. Eine lokale Trommelcombo unterhält uns mit einer grandiosen Show. In der „Chill Out“-Bar harren wir bis kurz vor Mitternacht aus, zum Anstoßen und Feuerwerk geht’s zum Cliff. Frohes Neues! 2012! Irgendwann dieses Jahr geht’s, so wie es aussieht, wieder zurück in den Pott…. Lange halten wir in der Silvesternacht nicht durch, stört uns aber weniger.
Am nächsten Tag scheint die Sonne, es ist heiß: Beachtime! Das lauwarme Wasser ist zwar kaum eine Abkühlung, aber wir freuen uns, zum ersten Mal seit August wieder im Meer zu sein. Spontan verlängern wir unseren Aufenthalt um einen weiteren Tag. Der als gefährlichste Brandung Keralas berüchtigte Black Beach verpasst Henning einen hinterhältigen Wipe-Out inklusive blutender Nase, doch das kann uns die entspannte Stimmung nicht im Geringsten vermiesen.
Mit dem Zug tuckern wir nach Alleppey. Wir trauen uns doch noch mal in die Bretterklasse (2,5 Stunden Zugfahrt= 70 Rupees/1,05 Euro pro Person) und oh Wunder, die Waggons sind diesmal halbleer, wir finden problemlos Sitzplätze mit Aufbewahrungsmöglichkeit für die Rucksäcke. Alleppey ist der Startpunkt für Touren in die Kanäle des Hinterlandes. Wir entscheiden uns für eine Kanufahrt und gegen die überall beworbenen (viel teureren) Hausboottouren. Die Stadt ist ansonsten keine Reise wert – mit Ausnahme des günstigen und leckeren Restaurants Thaffs (geniales Paneer Butter Masala und supergute Milkshakes).
Um 8 Uhr werden wir am nächsten Tag von Guide Sajeev abgeholt, der uns durch die Backwaters kutschieren wird. Nach traditionellem Frühstück bestehend aus Appam und Coconut Chutney besteigen wir das Holzkanu. Die Wasserwege Keralas sind wunderschön, umsäumt von Reisfeldern und kleinen Häusern, dazu gibt es Palmen satt, blühende Blumen und zwitschernde Vögel. Hin und wieder treiben die Kadaver von nicht gerade kleinen Wasserschlangen an uns vorbei. Mittags besuchen wir Sajeevs Familie und bekommen von seiner Frau einen typischen Kerala-Lunch vorgesetzt. Lecker! Nachmittags geht es erneut aufs Wasser und vorbei an den Hausboothorden zurück nach Alleppey.
Mit dem local bus (90 Minuten, 50 Cent) fahren wir nach Fort Kochin weiter. Bei brütender Hitze suchen wir lange nach einem bezahlbaren Zimmer, werden schließlich im Red Fort fündig. Wir streifen durch die Gässchen, vorbei an Basilika und vielen Kirchen, großen, aber dreckigen chinesischen Fischernetzen und dem niederländischen Friedhof. Im hoffnungslos überfüllten Dal Roti-Restaurant reihen wir uns in die lange Schlange vor der Tür ein. Die Belohnung: Leckere Kati Rolls und nicht ganz so leckeres Thali. Viel gibt es in Fort Kochin nicht zu sehen, also sitzen wir am nächsten Morgen schon im Bus (5 Stunden, 1,20 Euro) in die Berge, genauer gesagt nach Munnar.