Es gehört zu den nervigsten Sachen auf einer langen Reise: eine Übernachtung in einer Grenzstadt. Zwischen Nepal und Indien stranden wir in Raxaul. Dafür ist Kolkata (Kalkutta) seiner unglaublichen Größe zum Trotz eine attraktive Stadt.
Oh, Calcutta!
Raxaul, Patna, Kolkata, Indien
27. – 31. Dezember 2011
Mit dem Pferdekarren werden wir bis zur Grenze gebracht. Auf der nepalesischen Seite ist der zuständige Beamte gerade auf dem Markt (wir protestieren lautstark und zwingen seine Schergen, uns auszustempeln, sonst machen wir es selber!), auf der indischen Seite kann man zunächst mit dem Begriff Double Entry nichts anfangen (genau!). Wir denken, der faule Beamte, der offensichtlich mit seiner Partie Solitaire auf dem Computer beschäftigt ist, fühlt sich einfach in seiner Freizeit gestört. Den Stempel in unsere Pässe kann auch nur ein anderer Kollege drücken (genau!). Es dauert also unendlich lange, bis wir zum zweiten Mal nach Indien einreisen können und der letzte Bus nach Patna ist bereits weg. Wir befinden uns in einem klassischem Worst Case Scenario für Reisende. Wir hängen in einer Grenzstadt fest! Grenzstädte sind immer Scheiße! Und Raxaul ist in der Liste der schlimmsten Grenzstädte verdammt weit vorne. Wir quartieren uns in das schäbigste Hotel ever ein, leider das einzige, das wir weit und breit entdecken. Restaurants in Raxaul – Fehlanzeige! Ebenso wie Toilettenpapier. Essen können wir zum Glück an der Rezeption bestellen, überraschenderweise überstehen wir das Curry ohne Kolibakterien-Attacke. Wir schlafen in unserer als Zimmer titulierten Höhle mehr schlecht als recht und verschwinden am nächsten Morgen so schnell es geht.
Per Zug nach Kolkata
Die Busfahrt nach Patna zieht sich allerdings wie Kaugummi. Sagenhafte 340km in 9 Stunden. Essensstopps gibt es unterwegs auch keine, dafür Bollywood-Filme auf höchster Lautstärke aus kaputten Boxen nonstop. In Patna angekommen, sind wir jedoch noch lange nicht am Ziel. Wir stärken uns mit verdammt gutem Paneer Butter Masala und eiskaltem Kingfisher und laufen zum Bahnhof. Dort erfahren wir, dass unser Nachtzug nach Kolkata fast drei Stunden Verspätung hat und nicht vor halb eins einlaufen wird. Es bleibt nur der Sit-In neben schnarchenden Saddhus und picknickenden Tibetern, die ähnliche Schicksale zu ertragen haben. Gibt Karmapunkte! Als wir endlich im Zug sind, fallen wir sofort in unsere Betten.
Sudder Street – Das Backpackerviertel von Kolkata
Am nächsten Mittag kommen wir in der zweitgrößten Stadt Indiens an und checken im Backpacker-Viertel Sudder Street ein. Die Zimmer im Paragon sind völlig unspektakulär und ziemlich alt, dafür einigermaßen sauber und günstig im Vergleich zu anderen Angeboten der umherziehenden Schlepper. In Raj’s Spanish Café lassen wir uns Spaghetti mit Pesto und Salat mit Tofu schmecken. Nachmittags schlendern wir ohne Ziel durch Kolkata. Der erste Eindruck ist gut, viel positiver als erwartet. Wenig Staub, wenig Dreck, echte Bürgersteige! Und die Locals wirken wesentlich entspannter und freundlicher als noch in Rajasthan.
Kolkata – Wirkungsstätte von Mutter Teresas
Am nächsten Morgen steht unser Großprojekt auf dem Programm. Wir sortieren unsere Sachen und schicken ein 12 Kilo-Paket nach Hause. Das wird vom freundlichen Postangestellten per Hand vernäht und kostet gerade einmal 35€. Was für eine Erleichterung! Anschließend besuchen wir das Victoria Memorial, The Maidan (den Central Park von Kolkata), snacken mehrere leckere Kati Rolls an diversen Straßenständen und statten Mother Teresa’s Motherhouse mit dem Grab von Mutter Teresa einen Besuch ab, bevor wir wieder bei Raj einkehren. Die Nacht ist kurz. Um 3.30 Uhr fahren wir per Taxi zum Flughafen. Wir fliegen einmal quer durch das Riesenland bis nach Kerala.